Teil der Globensammlung der »Herzogin Anna-Amalia Bibliothek«

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  • 21. November, 2018 — Spendenaufruf: Bibliotheksmodell

    Wir als Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek und als Herzogin Anna Amalia Bibliothek sind dankbar für die großartige Unterstützung, die der Bibliothek bislang und insbesondere nach dem Brand vom September 2004 zuteil wurde. Heute möchten wir mit einer neuen Bitte an Sie herantreten. Es geht um die Förderung eines ganz besonderen Projekts:

    Wir möchten die historischen Bauphasen, die verschiedenen Sammlungsräume und die weitgehend unsichtbaren Wegeführungen im Stammgebäude der Herzogin Anna Amalia Bibliothek sichtbar machen. Dies soll digital und mit einem Holzmodell im Maßstab 1:50 realisiert werden, das im Foyer öffentlich zugänglich sein soll und durch eine absenkbare Fassade Einblick in das Gebäudeinnere bietet.

    Das Projekt kann mit dem nach dem Brand federführenden Architekten Walther Grunwald und dem ihn bereits damals unterstützenden Modellbauer Thomas Looks umgesetzt werden und wird neue und überraschende Perspektiven auf das historische Ensemble und seine Sammlungsräume ermöglichen. Die Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek e. V. unterstützt dieses Vorhaben der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Die verfügbaren Mittel reichen leider bei weitem nicht aus, um das Modell zu finanzieren. Wir würden uns daher sehr freuen, wenn Sie uns mit einer steuerlich abzugsfähigen Spende bei der Herstellung dieses einzigartigen Architekturmodells unterstützen könnten.

    Bitte spenden Sie zugunsten des Kontos der Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek e. V. bei der Sparkasse Mittelthüringen:

    IBAN: DE76 8205 1000 0301 0404 00
    (Kennwort »Modell«)
    SWIFT-BIC: HELADEF1WEM

    Anette Seemann

  • 22. Oktober, 2018 — »Brandbücher | Aschebücher« – Erste Kunstausstellung im Studienzentrum der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

    Die Schau »Brandbücher | Aschebücher« mit Bildern von Hannes Möller ist die erste Kunstausstellung im Studienzentrum der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar. Künftig sollen Wechselausstellungen auf künstlerische Weise auf die Sammlungen der Bibliothek aufmerksam machen. Die 40 Arbeiten in einer speziellen Mixed-Media-Technik, basierend auf Aquarell-/Gouache-Malerei auf Bütten, porträtieren geschädigte und zerstörte Bücher, die der verheerende Bibliotheksbrand 2004 hinterlassen hat. Die grauen Außenwände des Bücherkubus scheinen auf diese Ausstellung gewartet zu haben. Hannes Möller wurde 1954 in Niedersachsen geboren. Seit 1980 arbeitet er als freischaffender Künstler.

    Das Interview mit Hannes Möller (HM) führte Maria Socolowsky (MS).

    MS Sie haben »Brandbücher | Aschebücher« bemalt. Warum haben Sie sich mit diesen schwer gezeichneten Büchern, mit diesen Aschebüchern beschäftigt?
    HM Im Grunde als logische Entwicklung aus dem Bibliotheken-Projekt heraus. Ich habe schon vor über zehn Jahren angefangen, mich mit Büchern zu beschäftigen, zunächst vor allem mit den Gebrauchsspuren auf den Buchrücken und –schnitten. Das ist auch nach wie vor noch ein Thema. Und Weimar mit diesen zerstörten Büchern ist natürlich ein Thema, das man nicht auslassen kann, wenn man sich mit Büchern so intensiv beschäftigt, wie ich das seit zehn Jahren mache.

    MS Wie sind Sie vorgegangen? Wie ist ihre Arbeitsweise?
    HM Ich bin mit einer Digitalkamera hierhergekommen, habe die auf ein Stativ geschraubt. Ich habe die Bücher fotografiert und dann habe ich sie gemalt. Ich bin kein Fotograf, ich bin Maler. Mir ist diese Plastizität der Bilder wichtig. Und da kann ich mit der Malerei mehr, als ich mit dem Foto könnte. Für mich ist es essenziell, dass ich diese Bilder wirklich aufbaue, dass ich diese Farbschichten aufbaue. Dadurch erzeuge ich diese Plastizität. Bei diesen Brandbüchern noch einmal gesteigert durch den gemalten schwarzen Hintergrund. Dadurch tritt das Buch in den Vordergrund und aus dem Bild heraus. Was ich gelegentlich mache, ist, dass ich Weißhöhungen noch einmal mit einem Deckweiß herausarbeite. Auch mit vielen Farbschichten übereinander. Z. B. diese Mullbinden um die Brandbücher. Das ist deckendes Weiß. Bei einigen der Brandbücher fehlt der Buchrücken. Aber es ist immer noch erkennbar, dass es ein Buch ist. Das ist der Unterschied zu den Aschenbüchern. Basis ist Aquarell, hier mehr als da, aber auch überarbeitet mit Gouache.

    MS Wie haben sie die Bücher ausgewählt, die Sie gemalt haben?

    HM Rein künstlerisch ästhetisch. Der Inhalt der Bücher interessiert mich weniger, sondern: Wie wirkt das? Wie wirkt das auf mich? So eine Sammlung unterschiedlicher Spuren. Aber auch die unterschiedlichen Arten von Büchern. Hier (er zeigt auf ein Bild) ist das so, als würde man das Feuer im Buch sehen. Dann gibt es auch rote oder grüne Zettel, die oben aus dem Buchblock sprießen. Die sind für mich wie Pflanzentriebe. Ich glaube, diese Zettel sind verwendet worden, um unterschiedliche Kategorien der Schäden zu erfassen.

    MS Die Aschebücher aus der Herzogin Anna Amalia Bibliothek haben Sie nicht nur mit Aquarell- und Gouache-Farben, sondern auch mit Asche gemalt. Warum das?

    HM: Um eine möglichst große Authentizität herzustellen. Wenn ich mit dem Material der originalen verbrannten Bücher arbeite und das in die Bilder einarbeite, dann schaffe ich eine Nähe, die größer eigentlich nicht sein kann. Und es gibt noch einen weiteren Aspekt, nämlich den, dass diese eingearbeitete Asche, diese Aschefragmente, die größeren Teile, sich oftmals auch wieder ablösen aus dem Bild und dann in den Rahmen herunterrieseln. Die Auflösung dieser Bilder symbolisiert quasi die Auflösung der Bücher. Also mehr Nähe kann ich als Maler nicht herstellen zu den Originalbüchern.

    MS Was sagen Sie zu dem Ort der Ausstellung? Es ist der Bücherkubus im neuen Studienzentrum der Herzogin Anna Amalia Bibliothek und nicht die historische Bibliothek, in der die Bilder präsentiert werden.

    HM Wir haben ja quasi einen Wandfries für die Arbeiten gebaut. Mit diesem Fries wollte ich diesen Neubau umschließen. Die Brandbücher sind das Entree der Ausstellung. Der erste Teil der beiden Projekte. Dann folgen die Aschebücher, die sich um den Kubus herumziehen. Ich wollte mit den Aschebüchern die neuen Bücher umschließen und darauf hinweisen, dass wir aufpassen müssen mit dem, was wir an Wissen haben. Also hier umschließt die Kunst das Wissen.

    MS Ist das ein Ort, an dem Sie sich die Bilder dauerhaft vorstellen könnten?

    HM Im Prinzip ja. Sicher nicht in dieser Anzahl, aber einzelne Arbeiten, die eben darauf hinweisen, dass es da eine Verbindung gibt zu der Anna Amalia Bibliothek und dem neuen modernen Studienzentrum. So als Hinweis kann ich mir das sehr gut vorstellen, ja.

    MS Mitarbeiterinnen der Herzogin Anna Amalia Bibliothek haben Ihnen zur Eröffnung der Ausstellung einen Karton mit Asche von Büchern für weitere Bilder überreicht. Heißt das, Sie werden hier weitermachen?

    HM Ich denke ja. Ich denke, das wird sich weiterentwickeln. Ich habe noch einmal ganz viel Asche bekommen. (Er lacht) Ich habe richtig Asche gemacht als Künstler. Ich werde damit weiterarbeiten. Was das sein wird, das kann ich noch nicht sagen. Das wird sich noch entwickeln müssen. Aber es unglaublich faszinierend. Ich muss natürlich auch sagen, Morbidität ist unglaublich faszinierend, auch wenn man das in Weimar bei dieser Katastrophe vielleicht nicht gerne hört. Aber es hat einen Reiz. Und eine vage Idee, nicht ich habe, ist, nicht dieses Zerstörerische darzustellen, sondern etwas zu konstruieren aus dieser Asche, etwas aufzubauen. Eine Art Objekt vielleicht, dass ein Objekt aus der Asche entsteht. Aber genau kann ich das noch nicht sagen, das ist noch nicht spruchreif.

    MS Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg.

    Maria Socolowsky

  • 07. Oktober, 2018 — Die GAAB gratuliert Walther Grunwald zum 80. Geburtstag

    • Walther Grunwald | Foto ©Luise Müller-Hofstede

    Das Interview mit Walther Grunwald (WG) anlässlich seines 80. Geburtstags am 7. Oktober 2018 führte Annette Seemann (AS). Das Portrait fotografierte Luise Müller-Hofstede.

    AS Sie sind Architekt geworden, ich vermute: aus Leidenschaft?

    WG Ja, aus einer nie enttäuschten Leidenschaft, und sie geht auf meine Zeit als Schüler in Berlin Zehlendorf zurück, wo ich das Ausstellungsgebäude für moderne Kunst, das Haus am Wald, gesehen und fast jede Ausstellung dort besucht habe. In dem dazugehörigen Park war ein Freilufttheater. Dort habe ich Wilhelm Tell gesehen. Den Baum, in dem er saß, um seinen Pfeil abzuschießen, gibt es noch heute. Dass ich das in den letzten Kriegstagen teilweise zerstörte Haus am Waldsee eines Tages wieder aufbauen und restaurieren würde, habe ich nicht geahnt. Das kam gut 50 Jahre später.

    AS Was hat Sie beeindruckt und geprägt in diesem Sinne?

    WG Meine Liebe zur Architektur. Meine Kunstlehrerin Frau Thon glaubte an mich und hat mich gefördert. In der 12. Klasse sagte sie zu mir: »Sie müssen Kunst studieren.« Nun, Deutschland war zerstört, da ging es doch um Wiederaufbau. Und dann kam hinzu: Mein Vater war Banker. Für ihn war die Kunst zweitrangig, der gutbürgerliche Beruf stand im Vordergrund, ich habe mich also pro forma als Wirtschaftsingenieur immatrikuliert. Aber eigentlich studierte ich Architektur und wollte wiederaufbauen.

    AS Sie waren in Amerika, wann war das, wie lange und was haben Sie dort erlebt?

    WG 1964 direkt nach dem Diplom an der TU Berlin ging ich nach Amerika, genauer nach New York, Manhattan. Die berufliche Kariere war in Deutschland klar vorgezeichnet. Das war mir zu langweilig. In Amerika wollte ich ein Jahr Stahlbau studieren, schon wegen der Wolkenkratzer. Ich habe keinen Tag in New York studiert. In den ersten 11 Wochen arbeitete ich bei acht Architekturfirmen. In der achten Stellung blieb ich dann eineinhalb Jahre. Das war das Büro die Firma von Frederick Kiesler und Armond Bartos. Ich war dort der einzige Deutsche weit und breit. Ich fühlte mich aber nur als Berliner und Europäer Das wurde akzeptiert. 1967 habe ich in New York geheiratet. Dann war ich noch fast drei Jahre bei Philip Johnson Entwurfsarchitekt. Die sechs Jahre in New York waren sehr prägend. Danach arbeitete ich zwei Jahre in Pakistan, in Karachi, an einem UNDP- Entwicklungsprojekt. Es ging um Stadtplanung und Wohnungsbau.

    AS Zurück in Deutschland, erneut Berlin, was fanden Sie vor?

    WG Ich kam 1972 nach West-Berlin, das am Subventionstropf hing, zurück … Baupolitisch war alles sehr schwierig damals. In Zehlendorf sollte der Ortskern für eine Durchgangsstraße untertunnelt werden. Ein miserabel geplantes Projekt. Ich habe einen Gegenplan entwickelt und eine Bürgerinitiative gegründet. Das war 1974. Ich habe mit allen Beteiligten, den Parteien in der Bezirksverordnetenversammlung von Zehlendorf und beim Senat von Berlin gesprochen. Dann haben wir eine öffentliche Veranstaltung mit Presse gemacht, die war sehr erfolgreich. Die Parteien wollten aber von ihrem Tunnelprojekt nicht lassen. Wir gründeten eine Wählergemeinschaft Unabhängiger Bürger gegen das Tunnelprojekt. Das war der Beginn meiner sieben Jahre andauernden politischen Karriere. Die Wählergemeinschaft vereinigte bei der Kommunalwahl aus dem Stand 21,3 % aller Stimmen auf sich.

    AS Damals haben Sie sich wahrscheinlich nicht um die Sanierung historischer Gebäude kümmern können, aber wann ging das denn los?

    WG Mein erstes Objekt wurde ein Renaissanceschloss in Oberfranken, das saniert werden sollte.

    AS Woher haben Sie denn gewusst, wie so etwas geht?

    WG Learning bei doing, vor allem, ohne das Objekt zu zerstören. Es folgten viele Sanierungen, drei Schlösser, mehrere Wohngebäude, eine Töpferei. Ich habe nach New York nie wieder einen Neubau entworfen. Gleichwohl wollte ich eine neue Architektursprache in die alten Gebäude einführen.

    AS Kommen wir zu unserem Fall, der Sanierung der HAAB. Sie waren bereits vor dem Brand berufen worden, das historische Gebäude zu sanieren. Welchen Stellenwert hat dieser Bauauftrag innerhalb Ihres Lebenswerks?

    WG Ja, mein Büro mit Olaf Burmeister war im April 2004 für die Sanierung berufen worden. Schon das Berufungsverfahren, europaweit war ausgeschrieben worden, war das dramatischste, was ich je durchlief. Der Bauauftrag verlangte mir alles ab, was ich jemals gelernt hatte. All das ist in dieses Projekt geflossen. Es waren drei Ministerien involviert, die Klassik Stiftung und die gesamte beäugende Öffentlichkeit.

    AS Wir wissen, dass ein ungeheurer Zeitdruck auf Ihnen lag, mit dem Datum 24. Oktober 2007 Wiedereröffnung. Dieser vor dem Brand geplante Termin sollte unbedingt gehalten werden. Wie konnte die Rekonstruktion überhaupt gelingen?

    WG Es lag im Wesentlichen an der unglaublichen Einsatzbereitschaft meiner Mitarbeiter, an der herausragenden Zusammenarbeit mit allen Fachplanern und der Qualität der beteiligten Firmen. Wir bildeten zusammen ein einmaliges Team. Es gab keinerlei Intrigen wie sonst üblich. Wirklich, diese Aufgabe ist der Kulminationspunkt meines Architekturlebens gewesen.

    Annette Seemann | Foto ©Luise Müller-Hofstede

  • 17. September, 2018 — Du hast den Farbfilm vergessen

    • Filmrolle © Philipp Wiegandt

    Das Erinnern ist ein zentraler Begriff für jeden Historiker, wir diskutieren Erinnerungsorte, eine Erinnerungskultur, schafft Erinnern Heimat? In Bibliotheken stehen Millionen Bücher, die die neugierige Leserin, den neugierigen Leser an andere Bücher erinnern, die Erinnerungen evozieren oder auch Erinnerungen und damit Vergangenheit festhalten können. Gerade Bibliotheken mit historischer Ausrichtung bieten diverse Techniken gegen das Vergessen auf. Sammeln, katalogisieren, auffindbar machen, ausleihen.

    Wenn ich nicht ganz konzentriert bin, summen gern mal Melodien in meinem Kopf. Mein Soundtrack zum Thema Erinnern ist: »Du hast den Farbfilm vergessen!« Diese furchtbare Vorstellung, man fährt in den Urlaub und das Erinnerungs-Instrument dokumentiert nur unzureichend.

    In diesem Jahr habe ich die Musikmesse in Frankfurt genießen können. Musik ist ja eigentlich das Analogste, was man sich denken kann: In Frankfurt wurden Ukulelen und Digeridoos, Oboen und Riesen-Saxophone gezeigt, man bekam Schlüsselanhänger mit einer kleinen Akkordeon-Metallzunge geschenkt. Aber Stop! Da wurden doch auch Noten auf kleinen Bildschirmen angeboten, E-Scores. Analog zu den E-Books, die das Tolino bereithält. Also auch in der Musik schwirrt es schon von Instrumenten-Apps, elektronischen Lernsystemen und eben diesen E-Scores.

    Nina Hagens Lied müsste heute einen neuen Text erhalten: Du hast Dein iPad vergessen! Oder schlimmer: Du hast Dein Smartphone vergessen! Die ganze Gegenwart, private Erinnerungen und die Zukunftsplanung stecken für viele heute in einer kleinen, flachen Kiste.

    Und keiner scheint an die armen Historiker zu denken, die in 100 Jahren unsere schönen digitalen Dokumente vielleicht nicht mehr entziffern können, oder nur schwarz-weiß? Wer führt heute noch ein Gäste- oder Tagebuch, ein Stammbuch, eine Patientenkartei oder gar ein bibliothekarisches Ausleihjournal in Papierform?

    Aber wer, wenn nicht die Bibliotheken sollten an ihre zukünftige Leserschaft denken? Und tatsächlich: Weltweit bemühen sich die Nationalbibliotheken, das Internet zu dokumentieren, Digitalisate dauerhaft zu speichern, Rechenzentren füllen ihre Festplatten mit digitalem Erinnern und vielleicht sogar mit diesen schicken E-Scores, Archive entwickeln Strategien für eine sinnvolle Auswahl digitaler Quellen für die dauerhafte Speicherung, eventuell auch auf einem ganz analogen Farbfilm.

    Katharina Hofmann

  • 30. Mai, 2018 — »Zu dem hohen Vermählungsfeste« – eine neu erworbene Huldigungschrift im Bestand der HAAB

    Die Sonne steigt; auf ihren goldnen Schwingen
    Erscheint der junge Tag im Strahlenglanz,
    Sein blüh’ndes Haupt umschlingt der Freude Kranz,
    Der Jubel tönt, des Festes Hymnen klingen!

    Mit diesen Versen beginnt eine gemeinsame Huldigungsschrift von sechs Gemeinden des Amtes Hardisleben, die Carl Friedrich und Maria Pawlowna anlässlich ihrer Hochzeit gewidmet ist und kürzlich von der Herzogin Anna Amalia Bibliothek auf einer Auktion erworben werden konnte. Die Druckschrift umfasst vier Blatt Papier in einem Seideneinband. Nach dem Titelblatt folgt ein fünfseitiges Gedicht, den Abschluss bildet eine Liste der sechs unterzeichnenden Gemeinden: Hardisleben, Mannstedt, Teutleben, Gros-Brembach, Olbersleben und Niederreisen.

    Die Herrlichen, die freudig sich erwählt,
    Sie werden heut im Jugendglanz vermählt.
    P A W L O W N A reicht voll Huld die Fürstenhand,
    Und F R I E D R I C H fühlt das seelenvolle Leben,
    das Ihm die Gunst der Einzigen gegeben;
    Und ewig ist das göttergleiche Band!

    (Auszug aus dem Huldigungsgedicht, Verse 15–20)

    Am 3. August 1804 hatten die russische Großfürstin und Zarenschwester und der Erbprinz von Sachsen-Weimar in St. Petersburg geheiratet. Nachdem am 1. Oktober bereits ihr Brautschatz Weimar erreicht hatte – etwa 80 beladene Pferdewagen –, traf das junge Ehepaar am Freitag, dem 9. November des Jahres in der Residenzstadt ein.

    Anlässlich der Hochzeit und des Einzugs Maria Pawlownas in Weimar wurden eine ganze Reihe Huldigungsschriften verfasst, die dem Paar oder einem Teil gewidmet waren und von denen die Herzogin Anna Amalia Bibliothek einige besitzt. Bekannte Beispiele sind ein am 12. November im Hoftheater aufgeführtes Werk des nur wenige Monate später verstorbenen Friedrich Schiller – »Die Huldigung der Künste« – und die »Harmonie-Music« des Hofkapellmeisters Franz Seraph Destouches (1772–1844).

    Obgleich die Huldigungsschrift dem frisch verheirateten Paar gewidmet ist, preist sie doch auch die aktuellen Herrscher – Zar Alexander I. und Herzog Carl August –, deren Häuser sich durch die Hochzeit ihrer Kinder nun ebenfalls miteinander verbanden:

    So hat sich nun der Grosse Fürst des Norden
    Mit dem B e s c h ü t z e r alles Edlen, Schönen
    Auf ew’ge Zeit im seltnen Bund vereint.
    […]
    Nun darf mit frohem Muth der Freye wagen,
    Zum mächt’gen Thron den sel’gen Dank zu tragen,
    Der feurig glüht in jeder treuen Brust,
    Wo ALEXANDER herrscht und CARL AUGUST.

    (Auszug aus dem Huldigungsgedicht, Verse 21–23, 27–30, vgl. auch Abbildung 3)

    Ihre eigene Herrschaft als großherzogliches Paar von Sachsen-Weimar-Eisenach traten Maria Pawlowna und Carl Friedrich erst am 12. August 1828 an, nachdem Carl August im Juni des Jahres verstorben war.

    Die neu erworbene Huldigungsschrift der HAAB ist bis zum 1. Juli 2018 im Schlossmuseum zu sehen. Ausgestellt wird sie im Verbund mit einer Neuerwerbung der Museen der Klassik Stiftung Weimar – einer Sauciere aus dem oben erwähnten Brautschatz Maria Pawlownas (siehe Abbildung 4).

    Björn Gebert