Teil der Globensammlung der »Herzogin Anna-Amalia Bibliothek«

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  • 08. November, 2021 — Dante 2021 und kein Ende

    In diesem Jahr 2021 feiert ganz Italien mit unzähligen Ausstellungen und Tagungen das 700. Todesjahr des Nationaldichters und Vaters der italienischen Sprache: Dante Alighieri (1265-1321). Auch Weimar darf glücklich aufs Jubiläum und auch auf Dante schauen, da eine schöne Kolossalbüste des »Sommo Poeta« (Höchster Poet) auf dem Gelände der Galerie im Rokokosaal der Herzogin Anna Amalia Bibliothek zu bewundern ist. Aber noch interessanter ist der Standort der Büste im Oval des Saales: Dante bildet den Gegenpol zum Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe.

    Wann und wie kam diese Dante-Büste nach Weimar? Wann und warum gelangte sie in ihre aktuelle Position? Für diese Fragen habe ich nur partiell Antworten. Desto wichtiger erscheint es mir, dieses Thema im Blog der GAAB für eine offene Diskussion zu präsentieren. Die erste Erwähnung unserer Büste findet sich im Tagebuch Goethes. Am 3. Dezember 1824 notiert der Dichter, wie »die kolossale Büste von Dante« ihm von Kanzler von Müller am Frauenplan vorgestellt wird. »Das neue Werk«, so Goethe im Gespräch mit Eckermann, war wahrscheinlich für die Bibliothek bestimmt, wo es am 25. Februar 1825 zusammen mit einem Kant-Porträt »auf der Bibliotheksgalerie angebracht« wurde (Dienst Diarium, a. d. Notiz von Theodor Kräuter). Ist die Ankunft »neuer« wichtiger Denker 1825 als Zuwachs des schon existierenden Pantheons im Rokokosaal zu verstehen, vielleicht für das in jenem Jahr geplante Fest für die 50 Dienstjahre des Staatsministers, das ausgerechnet in der Bibliothek sein Zentrum finden sollte? Möglich ist es, aber leider lässt es sich durch Quellen nicht bestätigen.

    Sicher ist aber, dass die Vorlage unserer Büste in Weimar tatsächlich aus einem Pantheon stammt, und zwar aus dem römischen Pantheon, für das der Bildhauer Antonio Canova eine Reihe Büsten bedeutender italienischer Dichter anfertigen ließ. Die Dante-Büste aus weißem Carrara-Marmor wurde 1813 von dem Schüler Canovas Alessandro d’Este (1783-1826) geschaffen. Zusammen mit anderen Porträtbüsten von italienischen Künstlern und Dichtern gelangte sie 1823 ins römische Kapitol, wo sie seitdem zwar die Sala della Promoteca Capitolina schmückt, bisher aber nicht das Interesse der Forschung wecken konnte. Auch unser Gipsabguss in Weimar scheint, einmal angekommen, jahrelang in der Galerie »vergessen« worden zu sein. Die kolossale Büste wurde von Ludwig Preller 1853 registriert (Verzeichniss der im Kunstcabinet auf der Grossherzoglichen Bibliothek befindlichen Gegenstände 1848-1853, S. 494, n.116) und von Carl Grosse in seinem Gedicht »Zur Erinnerung an die Grossherzogliche Bibliothek« (1859 und spätere Editionen) erwähnt, aber sie spielt keine Rolle in den Beschreibungen der Bibliothek von Adolf Stahr (Weimar und Jena, 1852) und Adolf Scholl (Weimar’s Merkwürdigkeiten, 1857). Die erste Erwähnung in der aktuellen höchsten Position und damit auch in einer komplett neuen Rolle geschieht im Jahr 1899 in einem Essay von Paul von Bojanowski »Die Großherzogliche Bibliothek in Weimar«. Hier wird »eine mit den Büsten Dantes und Goethes an den Schmalseiten geschmückte Galerie« beschrieben. Diese grandiose Inszenierung sehen wir noch heute: Goethe im Alter repräsentiert durch die kolossale Marmorbüste von Nikolaus Karl Eduard Launitz – ein Geschenk der Sammlerin Sibylle Mertens-Schaaffhausen aus dem Jahr 1853 – schwebt als Schutzfigur und Stern der Bibliothek und Weimars über dem Ölgemälde von Herzog Carl August. Eine vor 1870 undenkbare Stelle! Und aus diesem Olymp schaut Goethe auf die kolossale Büste Dantes, Vorbild und Gleichgesinnter: Wie Goethe ist auch Dante Dichter und Politiker, Vater der Sprache und der Nation, Sinnbild einer ganzen Epoche, und beide sind die größten Vertreter der National- und Weltliteratur.

    Wer war wohl Regisseur dieser monumentalen Gegenüberstellung, die die damaligen Zeitgenossen sicher stark beeindruckt hat und die noch heute faszinieren kann? Vielleicht Paul von Bojanowski selbst, der 1874-1877 ein engagierter Politiker für die Nationaliberale Partei im Deutschen Reichstag und seit 1893 Direktor der Weimarer Bibliothek war. Es ist zumindest eine These, der man nachgehen sollte. Die Dante-Forschung bietet immer wieder Überraschungen. Sie geht auch in Weimar weiter.

    Francesca Müller-Fabbri

  • 18. Oktober, 2021 — Ein Jahr Volontärin in der HAAB

    • Im Büro

    Seit einem Jahr bin ich Weimarerin, studiere berufsbegleitend das Fach »Bibliotheks- und Informationswissenschaften«, die Hälfte des Volontariats ist vergangen und wie selbstverständlich laufe ich durch die historischen Räumlichkeiten genau wie durch das modern ausgestattete Tiefmagazin unter dem Platz der Demokratie, von dessen Existenz ich bei meinem ersten Besuch in Weimar nicht einmal ahnte und von dem ich heute umso freudiger jedem Familienbesuch beim obligatorischen Stadtrundgang erzähle.

    Verwunderlich ist es nicht, dass die Zeit scheinbar so rasend schnell vergeht, denn hier an der Bibliothek ist für mich kein Tag wie der andere. Als Volontärin absolviere ich eine zweijährige Ausbildung, die mich auf den Beruf der wissenschaftlichen Bibliothekarin vorbereiten soll. Die Aufgaben sind sehr vielseitig: Fachbücher erwerben, klassifizieren, in die bestehende Bücherordnung einfügen und damit die Forschungsliteratur immer auf dem neuesten Stand halten. Im ersten Jahr in der HAAB habe ich Einblick in die vier Abteilungen der Bibliothek erhalten: Medienbearbeitung, Benutzungsdienste, Bestandserhaltung und Digitalisierung. Überall wurde ich herzlich aufgenommen und immer wieder zum Nachfragen ermuntert. Mehr und mehr verstand ich Aufgaben und Zusammenhänge. Trotzdem fällt es mir bis heute schwer, auf Nachfrage bei Freunden und Familie zu beschreiben, was ich denn da nun eigentlich in dieser berühmten Bibliothek mache. Eine Frage, auf die meine Antwort jeden Tag anders lauten könnte. Wo fängt man da an zu erklären?

    Ich probiere es an dieser Stelle mal mit einem beispielhaften Einblick in einen – für Volontariatsverhältnisse – ganz normalen Tag:
    Dieser Arbeitstag beginnt um 10 Uhr am Mitarbeitereingang zum Studienzentrum. So nennt sich der Gebäudekomplex aus Stadtschlössern des 16. – 18. Jahrhunderts, in dessen Mitte sich der moderne Bücherkubus einfügt. Den beeindruckenden Neubau, dessen Architektur mich täglich wieder begeistert, durchquere ich in der morgendlichen Stille. Noch sind nur wenige frühe Leser da, die wie gewohnt ihre Tageszeitung in den gemütlichen Ledersesseln studieren. Oft finden hier abendliche Lesungen und Vorträge statt, die den Forschungscharakter der Bibliothek unterstreichen und für mich eine schöne Verbindung zwischen den historischen Büchern im unterirdischen Magazin und der aktuellen Forschung herstellen.

    Den Vormittag verbringe ich an diesem Tag an meinem Arbeitsplatz im kleinen Seitentrakt des sogenannten Roten Schlosses, quasi dem nördlichsten Ende des Studienzentrums. Zunächst beantworte ich einige E-Mails. Anschließend prüfe ich den Twitter-Kanal, der neuerdings zum Bereich der Öffentlichkeitsarbeit der Bibliothek gehört, auf Nachrichten. Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek ist seit März dieses Jahres auch in diesem Medium unterwegs, um ihren »Followern« Einblicke in die Sammlungen und in bibliothekarische Arbeiten zu gewähren, von denen man sonst kaum etwas mitbekommt. Diese Vermittlungsarbeit macht mir sehr viel Spaß. Hier wird mein noch »frischer Blick« auf das Alltagsgeschäft geschätzt. Gleichzeitig lerne ich viel über die Sammlungen und in den regelmäßigen Treffen im Team mit dem Direktor noch so einiges über strategische Öffentlichkeitsarbeit. Mittlerweile ist es 10:50 Uhr. Um 11 Uhr bin ich zur Sacherschließung verabredet. In der HAAB wird noch jedes erworbene Buch in die Hand genommen, bevor es im Tiefmagazin oder im Freihandregal der Lesebereiche seinen Platz findet. Zusammen mit der Kollegin gehe ich Titel und Inhaltsverzeichnisse durch, versuche die treffendsten Schlagwörter zu finden und gebe den Büchern, die für den Freihandbereich – sozusagen das Selbstbedienungsregal – vorgesehen sind, die passende Signatur. Nur durch diese Arbeiten gelingt es, die Bücher so zu verzeichnen und aufzustellen, dass die Benutzer im Katalog oder beim Stöbern im Regal die benötigte Literatur zuverlässig finden können.

    Um 14 Uhr bin ich mit meiner Kollegin in ihrem Büro im historischen Bibliotheksgebäude verabredet. Deshalb überquere ich den Platz der Demokratie, unter dessen Kopfsteinpflaster sich das Tiefenmagazin befindet, in dem rund eine Million Bücher untergebracht sind. Vorbei an den Besuchern, die auf den Einlass in den berühmten Rokokosaal warten, erklimme ich die Treppen in den nicht öffentlich zugänglichen zweiten Stock und laufe unbemerkt über den Köpfen der Touristen hinweg auf die andere Gebäudeseite. Vorbei an Büsten und Büchern aus dem 19. Jahrhundert auf der ersten Galerie des Saals begebe ich mich auf die Nordseite in den sogenannten Goethe-Anbau. Dort erwarten mich meine Kollegin und eine Mitarbeiterin der Bibliothek, die gerade die Verwendung von Nanocellulose in der Papierrestaurierung erprobt. Meine Kollegin und ich sollen das Thema in einem Blogbeitrag der Bibliothek auch einem größeren öffentlichen Publikum verständlich machen, ohne durch Kürzen oder Umformulieren etwas Falsches zu transportieren. So lassen wir uns genau die Verfahren und biologischen Grundlagen erläutern, damit wir den Text gemeinsam mit der Autorin auf ein ausgewogenes Verhältnis von fachlicher Korrektheit und ansprechender Gestaltung bringen können. Auf dem Rückweg – es ist jetzt schon 16 Uhr – wieder vorbei an den Klassikern und durch die Regalreihen, die Goethe in seiner Zeit als Direktor hat aufstellen lassen, um die von ihm in Massen gekauften Bücher in dem begrenzten Raum unterbringen zu können, kann ich nicht anders, als mir selber dazu zu gratulieren, was für einen einzigartigen Arbeitsplatz ich ergattert habe. So vielfältig wie dieser kann doch kaum ein anderer Beruf sein. Und dabei ist der Tag noch nicht vorbei.

    Um 17 Uhr löse ich die Kollegin an der Ausleihtheke ab. Bis 20 Uhr gebe ich Auskünfte, nehme Bücherrückgaben an oder überreiche Lesern ihre Bestellungen. Besonders gerne erinnere ich mich an eine Benutzerin, die nach Literatur zum Thema »Kochen im 18. Jahrhundert« suchte. Gemeinsam fanden wir über den Online-Katalog die passenden Titel, von denen ich die vielversprechendsten gleich für den nächsten Tag bestellte. Ich spürte, wie glücklich die Leserin über meine Hilfe war, und mir war es eine Freude, ihr behilflich sein zu können. Ich freue mich sehr über diesen Kontakt zu unseren Lesern, bei dem auch kleine Hilfeleistungen mit großem Dank und oft sichtbarer Freude vergütet werden. Nach dem monatelangen Lockdown, in dem mir nicht nur der Kontakt zu den Kollegen, sondern auch der zu den Nutzern fehlte, war es umso schöner, Ende Mai endlich wieder an der Ausleihe arbeiten zu können und vor Augen geführt zu bekommen, für wen all die verschiedenen Arbeiten im Hintergrund eigentlich gemacht werden.
    Es gefällt mir auch, die oft zögerlich eintretenden touristischen Besucher willkommen zu heißen und sie einzuladen, das Erdgeschoss des Studienzentrums zu erkunden. Dass sie so ohne Weiteres eintreten dürfen, können viele kaum glauben und bedanken sich gleich mehrmals herzlich dafür.
    Dabei ist es für mich, wie für die vielen anderen Kollegen, selbstverständlich, diesen wunderschönen und ganz besonderen Ort mit ihnen zu teilen. Vielleicht wird mit jedem solcher Kontakte wie auch mit jedem gelesenen Tweet oder Blogbeitrag nach und nach verstanden: Die Bibliothek ist ein unheimlich vielseitiger Ort, an dem längst nicht mehr nur andächtiges Schweigen herrscht. Es entstehen zunehmend Plätze, an denen konzentriert gearbeitet, aber auch geredet und gelacht werden kann.

    Die Hälfte meines Volontariats in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek liegt hinter mir. Ab jetzt werde ich mich eigenständigen Projekten widmen und meine Abschlussarbeit für das Studium schreiben. Ich bin mir fast sicher, das zweite Jahr in Weimar wird noch schneller vorüberfliegen als das erste. Langweilig wird es bestimmt nicht!

    Johanna Seidt Volontärin in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

  • 17. September, 2021 — Historisches Reise-Schreibpult aus Eichenholz - Neu in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

    »Als Handgepäck dürfen nur kleine, leicht tragbare Gegenstände, die die Mitreisenden nicht belästigen« mitgeführt werden, heißt es im Band 13 von Brockhaus’ Konversations-Lexikon aus dem Jahr 1903 unter dem Stichwort »Reisegepäck« über das Reisen mit der Eisenbahn.

    Genau ein solches Reise-Schreibpult oder einen Reise-Sekretär konnte die Herzogin Anna Amalia Bibliothek auf der 77. Auktion des Auktionshauses Zisska & Lacher im Juli 2021 erwerben. Das Schreibpult stammt vermutlich aus der Zeit um 1870. Es ist aus Eichenholz gefertigt und mit einem Furnier aus Nussbaum, Ahorn und Obsthölzern sowie mit Messingeinlagen versehen. In geschlossenem Zustand ist das Reise-Schreibpult so groß wie eine Aktentasche. Die Schreibplatte, die durch das Öffnen entsteht, ist angeschrägt und mit Leder bezogen. Die Platte kann an beiden Seiten angehoben werden und gibt zwei größere Geheimfächer frei. Ebenfalls vorhanden sind kleinere Fächer, in denen sich noch zwei gläserne Tintenfässer befinden.

    Solche Schreibpulte sind keineswegs selten und werden in beträchtlicher Zahl auf dem antiquarischen Markt angeboten. Das spricht für die große Verbreitung, die diese Reise-Sekretäre gerade im 19. Jahrhundert hatten. Schon 1820 ist in Krünitz› Ökonomischer Enzyklopädie nachzulesen: »Eine der nothwendigsten Reisegeräthe für den der Platz und Gelegenheit dazu hat, ist die Reiseschatoulle. Sie dient, die Kostbarkeiten, Ringe, Gelder, Wechsel ec. zu verwahren. Papier, Tinte, Feder, Siegellack, Visitenkarten ec. finden darin ihren Platz. […] Herr Blades zu London, Picadilly 177 hat eine neue Reiseschatoulle erfunden, Travelling-writing-desk, die sehr bequem eingerichtet ist, und eine Menge nützliche und nöthige Dinge enthält, und 6 Guinee kostet.«

    Einige Objekt-Beschreibungen antiquarischer Schreibpulte belegen, dass dieses Handgepäck auch auf Feldzügen zum Einsatz kam oder weite Reisen hinter sich hatte, wie z.B. das im Museumsdorf Cloppenburg aufbewahrte Schreibpult eines Kapitäns aus der Wesermarsch, dessen Hölzer auf eine Herkunft aus Indien schließen lassen. Doch auch für das Krankenlager war ein solches Reise-Schreibpult von großem Nutzen. Das Beethoven-Haus in Bonn zeigt auf seiner Website einen Reise-Sekretär, der direkt neben Beethovens Krankenlager stand und auf dem der Komponist sein Testament verfasst hat.

    Welche Geschichte sich hinter dem neu erworbenen Reise-Schreibpult verbirgt, ist leider nicht bekannt. Aber es erzählt doch etwas von der Geschichte des Reisens. Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek widmet dem Thema Reisen im nächsten Jahr eine Ausstellung im Studienzentrum. Neben vielen anderen spannenden Objekten, wie z. B. verschiedenen Reise-Bibliotheken, wird dann auch das jüngst erworbene Reise-Schreibpult zu sehen sein.

    Claudia Streim Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

  • 29. August, 2021 — Ein Freundschaftsalbum über eine ganz besondere Hochzeitsreise im Jahre 1857. Neuerwerbung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar

    Zur Erinnerung an unsere Hochzeitsreise, als Zeichen, daß wir deiner gedachten, nimm dies Büchlein, als ein Pfand unserer innigsten Liebe.
    den 24. Dezember 1857 Auguste Kochhann, geb. Hoffmeister

    Diese Zeilen finden sich auf der ersten Seite eines kleinen Buches, dass die Herzogin Anna Amalia Bibliothek auf der diesjährigen Stuttgarter Antiquariatsmesse erworben hat. Das Buch im roten Halblederband mit reicher Gold- und Blindprägung und dreiseitigem Goldschnitt ist gerade einmal 10cm x 16,5 cm groß. Es hat die Form eines Freundschaftsalbums und war offenbar auch als solches gedacht. Der Widmung nach zu schließen, haben es die frisch Vermählten auf ihrer Hochzeitsreise für einen Freund gefüllt »als Zeichen, daß wir deiner gedachten«. Wer dieser jemand gewesen ist, darüber gibt das Buch leider keine Auskunft. Das Geschenk wurde offenbar zu Weihnachten 1857 überreicht.

    Johanne Auguste Hoffmeister war gerade 21 Jahre, als sie den 27-jährigen Kaufmann Emil Heinrich Kochhann in Berlin heiratete. Sie stammte ursprünglich aus der wendischen Lausitz. Kochhanns Familie war 1732 nach Berlin gekommen, wo sie zunächst als Bäcker arbeitete und sich zunehmend auch in der Kommunalpolitik engagierte. Kochhahn selbst war Mitglied des Reichstages und später ehrenamtlicher Berliner Stadtrat.

    Das Besondere an diesem Freundschaftsalbum ist, dass Auguste und Emil Heinrich Kochhahn es nicht nur mit Gedichten und Texten von Schiller, Eichendorff, Lenau, Schilling, Hoffmann von Fallersleben und anderen Dichtern füllten. Zwischen diesen Seiten finden sich auch Blüten, Moose, Farne und Blätter von den Orten, die sie auf ihrer Reise besuchten. Dank kleiner Notizen am Rand kann man noch heute nachvollziehen, wann und wo sie die Pflanzen gepflückt haben.

    Die Reise ging über die Schweiz nach Italien. Die erste Station führte in den Schwarzwald. Auf der »Fahrt durch das Höllenthal« sammelten sie die ersten Pflanzen und klebten sie in ihr Buch. Weiter ging es zum »Rheinfall bei Schaffhausen« und von dort nach Zürich. Den Farnen vom Vierwaldstättersee folgt ein Auszug aus der ersten Szene des ersten Aktes von Schillers Wilhelm Tell, der am »Hohe[n] Felsenufer des Vierwaldstättensees« beginnt. Zitiert ist das Lied des Fischerknaben: »Es lächelt der See, er ladet zum Bade, / Der Knabe schlief ein am grünen Gestade, / Da hört er ein Klingen, / Wie Flöten so süß, / Wie Stimmen der Engel / Im Paradies […]«. Daneben steht das Lied des Hirten und zwei Blatt weiter das Lied des Alpenjägers.

    Ein Blumenzweig aus Interlaken, Moos und Blätterstengel mit kleinen Blüten aus Vevey und Montreaux sowie Pflanzen aus Lausanne, gepflückt »an einem herrlichen Sonntagmorgen«, geben einen Einblick von ihrer weiteren Reise durch die Schweiz. Dem Ausflug zum Schloss Hauteville bei Vevey »gepflückt an einem schönen Abende« wird eine eigene Seite gewidmet mit einer wunderschönen großen Blüte und einem zierlich verästelten Blatt.

    Von der Schweiz aus kommen Auguste und Emil Heinrich Kochhann nach Italien. Der »Eintritt in Italien« wird mit einem Blumenzweig dokumentiert. An die Reise von Domodossola zum Lago Maggiore erinnert ein Kleeblatt und ein Farn: »Zur Erinnerung an das schöne Thal von Domo Dossola als wir im Vollmondschein an den Lago maggiore [!] kamen.« Diesem Eintrag folgt das berühmte Gedicht Mondnacht von Eichendorff: »Es war, als hätt‹ der Himmel / Die Erde still geküßt, / Daß sie im Blüthenschimmer / Von ihm nun träumen müßt.« Am Lago Maggiore besuchen sie auch die Isola Bella, von wo sie einen Zweig mitnehmen, und kommen schließlich an den Comer See, wo sie »in seinen herrlichen Villen« einen Farn pflücken. Das ist der letzte Eintrag in diesem ganz besonderen Hochzeitsreisetagebuch.

    Der Link zum Digitalisat: https://haab-digital.klassik-stiftung.de/viewer/resolver?urn=urn:nbn:de:gbv:32-1-10034568487

    Claudia Streim Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

  • 13. August, 2021 — Verliebt in Anna Amalia - Junge Europäische Sommerschule 2021

    Die Junge Europäische Sommerschule gibt es seit 2007. Sie bietet 16- bis 18-jährigen Schülerinnen und Schülern aus Deutschland und von deutschen Schulen im europäischen Ausland die Möglichkeit, in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek zu ausgewählten Themen zu arbeiten. Die Gesellschaft der Anna Amalia Bibliothek (GAAB) fördert das Projekt von Anfang an. Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer der diesjährigen Sommerschule haben der GAAB ihre Erlebnisse geschildert.

    Julian Max Schmiedel, 16 Jahre, 11. Klasse, Domgymnasium Merseburg, Sachsen-Anhalt:

    »Wie mich die Junge Europäische Sommerschule geprägt hat. Im Zeitraum vom 11. bis 24.07.2021 trafen insgesamt vierzehn Schüler:innen aus drei europäischen Ländern – Rumänien, Griechenland und Deutschland – zusammen, um sich … intensiv mit den großen Dichtern Weimars, insbesondere Johann Wolfgang von Goethe und dessen Werk »Faust 1«, auseinanderzusetzen. Nicht zu ahnen war, dass dieses Seminar mehr Erfahrungen barg, als es zu haben schien. Dreizehn Tage – Fremde Menschen – eine neue Umgebung – ein fremder Schlafplatz; es klingt fast schon wie der Anfang eines Studentenfilms und ich kann Ihnen versprechen, so ähnlich können Sie sich unsere Arbeit in Weimar auch vorstellen. Zusammen mit unseren hervorragenden Seminarleitern, dem Literatur- und Kulturhistoriker Dr. Paul Kahl und der mehrsprachig ausgebildeten Maria Safenreiter, entdeckten wir den Geist von Weimar auf eine besondere Art und Weise. Wir lernten die einzelnen Kulturstätten, wie zum Beispiel den Ort unserer Unterbringung, das friedliche und ruhige Wielandgut Oßmannstedt, die historische Herzogin Anna Amalia Bibliothek, das Goethe-Nationalmuseum sowie das Wohnhaus Goethes und Schillers kennen und erfreuten uns an fast allen Veranstaltungspunkten außerordentlich. Doch sollte man sich das Seminar keinesfalls nur theoretisch vorstellen, denn auch wenn Museen einen Teil dieser Sommerschule darstellten, traten wir wortwörtlich in die Fußstapfen des literarischen Viergestirns der Weimarer Klassik: Spaziergänge in Wielands Garten, durch den riesigen Park in Weimar, von Weimar über Tiefurt nach Oßmannstedt und Besichtigungen ausschließlich zu Fuß. Die Lesung der im modernen deutschsprachigen Raum bekannten Daniela Danz, die uns ihre Werke sowie ihr Leben brisant nah brachte und einen denkwürdigen Eindruck hinterlassen hat, und der kritische Besuch der Gedenkstätte Buchenwald, der uns die geschichtliche Wichtigkeit und die Auswirkungen auf das Bild der Literatur der Weimarer Klassik näher brachte, waren zwei weitere prägende Veranstaltungspunkte dieses Seminars, auf die ich persönlich noch lange zurückblicken werde.
    Selbstverständlich könnte ich Ihnen weiterhin die Eckpunkte des Programms und die konkrete Veranstaltungen vorhalten, doch waren es nicht diese, die das Seminar so einzigartig und besonders gemacht haben, sondern die anderen Teilnehmer aus aller Welt, die Ehre im Studienzentrum der Herzogin Anna Amalia Bibliothek arbeiten zu dürfen, die Gespräche bis in die Nacht hinein, das zugegeben unerlaubte gelegentliche Tanzen unterm Sternenhimmel um Mitternacht, die morgendlichen Spaziergänge und die wirklich besten Lektüre-Seminare, denen ich jemals beiwohnen durfte.
    Mein ganz persönlicher Höhepunkt war die Arbeit im Studienzentrum. Für dreizehn Tage durften wir dort Studenten spielen, wir haben uns selbst organisiert, durften uns beliebig Bücher ausleihen und lesen. Wir hatten einen Saal, der nur für unsere Arbeit zu Faust gedacht war. Die Bibliothek ist einer der eindrucksvollsten Orte, die ich je besuchen durfte: eine Wucht an Intellekt und Wissen – aufgereiht in Bücherregalen, die über mehrere Etagen reichten; gestaut in modernen und stilvollen Betonwänden. Ein weiterer Grund, warum mir die Arbeit dort so gefallen hat, ist, dass man die Möglichkeit bekam, mit den Besuchern im Generellen und den Studenten im Besonderen zu interagieren. Erst jetzt wird mir bewusst, wie tiefgreifend diese Erfahrung war und wie dankbar ich dafür bin, dass sie mir angeboten wurde. Ich habe einzigartige Dinge erlebt, neue Freundschaften geschlossen, viel über Weimar, andere Kulturen und vor allem über mich selbst gelernt und kann jedem dieses Seminar in Zukunft empfehlen, der sich selbst ein Stück näher kennenlernen möchte, für sein Leben vielleicht einzigartige Gefühle erleben möchte und sich für Literatur(-geschichte) interessiert. Danke.«

    Paula Hüller, 17 Jahre, 13. Klasse (Q3) am Ulrich-von-Hutten-Gymnasium, Schlüchtern, Hessen:

    »Mit dem Programm der diesjährigen Sommerschule machte die Klassik Stiftung dem Ruf Weimars als Stadt der »Dichter und Denker« alle Ehre. Den Zugang zur gesamten Bücher-Auswahl der Anna Amalia Bibliothek, Besuche im Goethe-Nationalmuseum und im Schiller-Wohnhaus, eine Lesung mit Daniela Danz und auch die Seminare zu Goethes »Faust« – zwei Wochen lang haben wir uns intensiv mit Sprache, ihrer Vielfältigkeit, Macht und Zeitlosigkeit beschäftigt. Die Anna Amalia Bibliothek war hierbei für mich und sicherlich auch viele andere aus der Gruppe ein absolutes Highlight. Wer gerne liest, fühlt sich zwischen den scheinbar niemals endenden Bücherregalen wie im Paradies, und die Freiheit, mit den Büchern arbeiten und sich frei in der Bibliothek bewegen zu dürfen, hat diesen Effekt nochmals bestätigt. Aber auch die Programmpunkte außerhalb der Bibliothek in und um Weimar herum haben mir persönlich sehr zugesagt, vor allem die Balance zwischen Besuchen in Museen oder Ausstellungen und die selbstständige Auseinandersetzung mit Literatur. Dadurch hat man zum einen den historischen Hintergrund von Goethe und Schiller, aber auch Deutschland allgemein näher kennengelernt, sich aber auch gleichzeitig mit neu gefundenen Freunden mit Goethes Werk »Faust« und Gedichten von Daniela Danz auseinandergesetzt. So konnten wir dann jegliche Eindrücke aus Weimar, den Seminaren oder auch eigenständigen Erkundungen in unsere eigenen »youpedia«-Beiträge einfließen lassen, welche die zwei Wochen für jede:n von uns nochmals ganz individuell zusammengefasst haben. Insgesamt kann ich sagen, dass die Sommerschule die Vielfältigkeit der Sprache in ihrem Programm widergespiegelt hat und uns im wunderschönen Weimar zwei Wochen voller interessanter, abwechslungsreicher und spannender Erfahrungen, sowie die Chance auf das Kennenlernen neuer Freunde geboten hat.«

    Victor Valentin Fodor, 15 Jahre, 10. Klasse, Deutsches Goethe Kolleg, Bukarest, Rumänien:

    »Ich bin der Meinung, dass Menschen die Liebe für das Wissen haben. Ich fühle mich besser, wenn ich etwas Neues lerne und wenn ich mehr weiß. Die Macht und die Qualität einer Person betrachte ich auf dieser Weise. Deshalb war das Studienzentrum der Herzogin Anna Amalia Bibliothek die schönste Wissensquelle. Die zwei Wochen, die ich in Oßmannstedt und in Weimar mit Hilfe der Jungen Europäischen Sommerschule verbracht hatte, waren die schönsten zwei Wochen dieses Sommers, weil ich neue Menschen kennengelernt habe und mehr über die deutsche Kultur, Literatur und Geschichte erfahren habe, da wir Faust-Seminare hatten und viele Museen, wie das Goethe-Wohnhaus, das Schiller-Wohnhaus, das Franz-Liszt-Haus, das Römische Haus, Goethes Gartenhaus, Buchenwald, das Weimar-Museum, das Bauhaus-Museum, die Weimarer Fürstengruft, die russisch-orthodoxe Kirche in Weimar und das Stammhaus der Herzogin Anna Amalia Bibliothek besucht haben. Ohne Erlebnis kann man nichts Neues erfahren, so denke ich persönlich. Die praktische Lebenserfahrung soll in guter Beziehung mit dem Lesen sein. Man muss auch etwas Lebendiges sehen und fühlen und nicht nur lesen. Während Schiller nur bis nach Berlin am weitesten reiste, war Goethe auch in Italien, so dass er mehr als ein Buchmensch charakterisiert sein kann. Deswegen waren das Lesen in der Bibliothek, die Besichtigung der Museen und die Seminare im engen Zusammenhang. Als ich das Studienzentrum und die Bibliothek mit Zehntausenden von Büchern sah, war für mich die erste Frage, wie lange würde ich brauchen, um alles zu lesen. So viele Bücher waren faszinierend. Eine andere Frage, die jetzt nicht rhetorisch ist, war diejenige, ob man alles aus den Büchern der Bibliothek erfahren kann. Das haben wir selbstverständlich versucht, indem wir uns für das kreative Projekt vorbereitet haben. Das Thema war Auerbachs Keller, die bekannte Szene aus dem Faust. Obwohl es nur um eine Szene ging, haben wir nicht weniger als 20 Bücher darüber gefunden. Das ist eine Menge für ein winziges Teil der Literatur von Goethe beziehungsweise der ganzen deutschen Literatur. In der Bibliothek gibt es auch fremde Schriftsteller, die übersetzt wurden, Fachbücher, Romane, Magazine, Zeitungen und alte Tagebücher. Alles hat mich erstaunt. Außer der schönen Stadt mit allen Museen und mit der Bibliothek, war das Wielandgut in Oßmannstedt auch ein Grund von Freude und von Stolz. Zwei Wochen im Haus eines Dichters zu wohnen, ist schon besonders. Damit habe ich alles kurz gesagt und beschrieben. Wenn mich aber jemand über meine Erfahrungen in Weimar fragt, dann kann ich auch mehr als zwei Stunden darüber sprechen.«

    Anika Mössner, 16 Jahre, 10. Klasse, Christoph-Jacob-Treu-Gymnasium Lauf, Bayern

    « ›Du gehst nach Weimar, um Faust zu analysieren?!‹ – So ungläubig haben meine Freunde und Mitschüler reagiert, als ich ihnen mitteilte,dass ich die kommenden zwei Wochen in Weimar verbringen würde. Ihrer Meinung nach gingen sie lieber in die Schule, als sich in den letzten Wochen vor den Ferien noch ausgiebig mit Goethe zu beschäftigen. Zwar spielte Goethes Faust eine zentrale Rolle während des Aufenthalts in Weimar, doch lernten die anderen Seminarteilnehmer und ich außerdem viele weitere bekannte Weimarer Persönlichkeiten, z.B. Schiller, Anna Amalia, Carl August und Wieland, sowie geschichtliche Zusammenhänge kennen. Des weiteren hatten wir die Möglichkeit wie Professoren im Studienzentrum der Anna Amalia Bibliothek für unsere Gruppenarbeit zu recherchieren, was für uns alle eine besondere Erfahrung widerspiegelte. Während der Zeit haben wir so viele Sehenswürdigkeiten als Gruppe oder in unserer Freizeit besichtigt, dass jeder seine eigenen persönlichen Favoriten hat. Besonders war aber auf jeden Fall für uns alle der Besuch des KZ Buchenwalds, des Rokokosaals und die Lesung von Daniela Danz. Nicht zu vergessen ist allerdings, dass all das nur halb so viel Spaß gemacht hätte ohne unsere besondere Gruppendynamik. Obwohl wir aus ganz Deutschland, aber auch Griechenland und Rumänien kamen, haben wir uns von Anfang an super verstanden, so dass die ausgelassenen Abendessen in Oßmannstedt zum Höhepunkt des Tages wurden.«

    Lilly Geier, 18 Jahre, Q2, Ulrich-von-Hutten-Gymnasium, Schlüchtern, Hessen:

    »Meine Eindrücke aus Weimar. Habe ich mich ein bisschen in die Stadt Weimar verliebt? – Definitiv ja! Während meiner Zeit in der Jungen Europäischen Sommerschule zum Thema »Die Macht der Sprache« habe ich die Stadt der Dichter und Denker und ihre Persönlichkeiten Stück für Stück näher kennengelernt. Neben den vielen interessanten Museen besticht Weimar vor allem durch seine schöne Altstadt mit vielen kleinen Geschäften, Restaurants und Cafés. Gerne sind wir in unserer Freizeit in diese gegangen oder haben in einem der großen und schönen Parks gepicknickt. Das persönliche Highlight aus meiner Zeit in Weimar war für mich das Arbeiten in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Die eindrucksvolle Größe der Bibliothek hat uns alle überrascht. Noch nie hatte ich so viele Bücher an einem Ort gesehen. Das wir vor ein paar Minuten noch über den Platz der Demokratie gelaufen waren, unter dem wir jetzt in einem Teil der Bibliothek standen, war zusätzlich beeindruckend. Bücher von und über Goethe und Schiller und alle sonst erdenklichen Themenbereiche – wie zum Beispiel Geschichte, Psychologie und Musik – standen uns zum Arbeiten zur Verfügung. Ein bisschen hatten wir das Gefühl, in das Leben als Student in Weimar schnuppern zu können. Eine Erfahrung, die ich jedem nur empfehlen kann!«

    Rieke Macioßek, 17 Jahre, 11. Klasse, Marion-Dönhoff-Gymnasium Nienburg, Niedersachsen:

    »Die Zeit in Weimar war für mich etwas ganz Besonderes und das wird sie, denke ich, auch noch lange Zeit sein. Das gesamte Programm der Jungen Europäischen Sommerschule hat meine Erwartungen mehrfach übertroffen, so dass ich im Nachhinein einfach unglaublich glücklich bin, dass ich ein Teil davon sein durfte. Das Highlight des zweiwöchigen Aufenthaltes war für mich auf jedem Fall die Arbeit in der Anna Amalia Bibliothek. Auf der einen Seite war das so, weil ich zuvor noch nie in so einer beeindruckenden Bibliothek war, und auf der anderen Seite fand ich es sehr spannend, so schon einmal einen Einblick in das Studentenleben zu bekommen. Zusätzlich wurde uns … in der Bibliothek viel Freiraum gelassen, so dass wir vieles selbständig in den Gruppen erarbeitet haben. Das hat mir persönlich auch sehr gefallen. Neben der Arbeit in der Bibliothek fand ich es auch interessant, mehr über Weimar und die Geschichte der Stadt zu erfahren. Egal ob ein informativer Besuch im Goethe-Nationalmuseum oder ein äußerst zum Nachdenken anregender Aufenthalt im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald – ich durfte während der Sommerschule viele verschiedene Facetten von Weimar erkunden. Und auch nach zwei Wochen hatte ich immer noch nicht das Gefühl, dass ich alles von Weimar gesehen habe. Aber ich bin mir sicher, dass ich das in Zukunft noch einmal nachholen werde. Im Grunde genommen konnte ich durch das Programm aber so viel mehr mitnehmen, als nur das Wissen über Weimar und Goethes »Faust«, die Lektüre, die in der Zeit behandelt wurde. Es war auch für mich als Person eine riesige Bereicherung, da ich rückblickend sagen kann, dass ich in manchen Situationen während der Sommerschule über mich selbst hinausgewachsen bin. Dies ist für mich am Ende das größte Geschenk der Reise. Ich kann das Programm also wirklich jedem empfehlen, der einfach einmal aus seiner Komfort-Zone treten möchte und bereit ist, sich auf Weimar und ganz viele neue Erfahrungen einzulassen. Zwar bin ich dankbar für all das neue Wissen, das ich in Weimar dazu gewonnen habe, aber viel mehr zählen für mich die Erfahrungen, die ich dort gesammelt habe, neue Freunde, die ich dort gefunden habe und am Ende einfach die schöne Zeit, die ich dort verbringen durfte. Schlussendlich war die Junge Europäische Sommerschule für mich eine wirkliche Bereicherung fürs Leben und ich kann es nur jedem Schüler empfehlen, dass er diese auch macht.«

    *Alexandra Victoria Chiripuci, 16 Jahre, 11. Klasse, Deutsches Goethe Kolleg, Bukarest:


    »Seit ich in Weimar zum ersten Mal aus dem Zug gestiegen bin, hat mich eine Kulturwelle von ungeahnter Intensität erfasst. Ich spazierte durch Weimar, sowohl allein als auch umgeben von meinen Mitbewohnern, die sofort meine Freunde wurden, und besuchte die meisten Museen in diesem magischen Ort. Die Anna-Amalia-Bibliothek hat mich verblüfft. Sie hat mich einfach umgehauen! In der großen Bibliothek habe ich viele Erfahrungen gemacht, sowohl ernste, wie Seminare, Diskussionen und Informationen über Goethes Faust, als auch lustige, wie das Kichern und die Gespräche mit meinen Freunden. Die ganze Stadt Weimar hat mich tief beeindruckt mit ihrer Kultur, Kunst, den Menschen und dem warmen Gefühl, das sie insgesamt ausstrahlt.«

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