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25. Juli, 2022 — Abschlusspräsentation der Jungen Europäischen Sommerschule 2022
Zwei Wochen Junge Europäische Sommerschule zum »Historischen Medienwandel« sind Geschichte. Bevor die 10 Schülerinnen und 8 Schüler aus Rumänien, Polen,
Estland, Lettland, Italien, Frankreich, Irland und Deutschland wieder in alle Himmelsrichtungen abreisten, fand im Festsaal des Goethe-Nationalmuseums die große Abschlusspräsentation der in fünf Kleingruppen erarbeiteten Themen statt. Annette Seemann, Vorsitzende der Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek und Mitiniatiatorin der Jungen Europäischen Sommerschule, war dabei und schildert ihre Eindrücke:Ungewöhnlich ruhig und rhetorisch versiert präsentierten sich die jungen Leute, geduldig angesichts der Tücken der Technik und wertschätzend für die Leistungen der anderen.
Das Reflexionsniveau der Gruppe ist ungewöhnlich hoch, das Problembewusstsein und die Fähigkeit, historische Fragestellungen mit Problemen der heutigen Zeit zu vergleichen, ohne alles in einen Topf zu werfen, ist ebenfalls erstaunlich. Unter den präsentierten Themen waren spannende Fragen wie »Zeitungen im 18. Jahrhundert und die Globalisierung«, »F = Fake oder: Sind Weimars Werke eine reine Fälschung?« Hier ging es um Plagiate und Originale, es wurden Beispiele aus der kurz vergangenen Politik zitiert wie auch der Demokratisierungsbeitrag von Massenmedien thematisiert. Und: Wer hätte es gedacht? Schon Luther erkannte die Gefahr des gefährlichen Plagiats, dem seine Bibelübersetzung ausgesetzt war.Andere Gruppen widmeten sich dem schwierigen Feld der »cancel culture« und stellten dabei nicht nur historische Beispiele aus Deutschland und Frankreich vor, sondern auch
solche aus der heutigen Politik in den USA. Im Seminar der Jungen Europäischen Sommerschule zum Historischen Medienwandel, der bis in die Jetztzeit gezogen wird und den digitalen Wandel mit in den Blick nimmt, durfte Luther natürlich ebenso wenig fehlen wie Goethe, Wieland, und Schiller. Die Präsentation »Goethe und die Kritik der Geschwindigkeit« des deutsch-estnisch-rumänischen Quartetts setzte fulminant mit einem technisch erstaunlich perfekten und gleichzeitig humorvollen Video ein, das die Entwicklung der Medien seit dem Buchdruck und die sich steigernde Geschwindigkeit des technologischen Fortschritts thematisierte und mit zahlreichen Zitaten
aus Goethes Werken seine Meinung zu den Medien und dem Medienwandel transportierte bis hin zum »Faust«, interpretiert im Sinne von Michael Jäger und Peter Matussek als eine »Bewegungsutopie«.All Euch inspirierten jungen Leute wünscht die GAAB eine gute Heimreise und viel Erfolg auf Eurem Weg durchs Leben, die Literatur und die Medienwelt! Es war schön, Euch
kennenlernen zu dürfen! Bitte, erzählt zu Hause in Euren Schulen oder auch sonst von Weimar und unserem schönen Seminar-Format!!Dr. Annette Seemann | Vorsitzende der GAAB
22. Juli, 2022 — Junge Europäische Sommerschule 2022 – Das rettende Bad in der Ilm und Der Feueralarm
Das rettende Bad
Es war ein hektischer, langer und belebter Tag mit viel zu tun. Wir arbeiteten an unseren Projekten und hatten kaum Zeit, eine Pause zu machen. Und was uns noch müder als sonst machte, war DIE HITZE von über 35 °C.
Wir, SANDER aus Estland und ILINCA aus Rumänien (18 und 17 Jahre alt) glauben, fast alle hassen die Hitze. Die Kleider kleben an deiner Haut und auch Denken und Atmen fällt schwer. Trotzdem gab es nach der Arbeit in der kühlen Bibliothek den Rückweg nach Oßmannstedt zu überstehen. In der Hitze machten wir uns auf den anscheinend unendlichen Weg zum Bahnhof und später zum Wielandhof. Glücklicherweise fiel es uns dort leichter, dieses Wetter zu ertragen, denn durch das Herz des Wielandhofs fließt ein oh so kalter Fluss namens Ilm. Erfreut liefen wir zur Ilm, wo wir endlich die Sommerhitze vergessen und die Kälte des Wassers genießen konnten.. Endlich! Endlich konnten wir atmen! Die Algen auf den Steinen kitzelten unsere Füße und die Strömung des Flusses gab uns den Eindruck, schwerelos zu sein. Von kaltem Wasser umgeben, konnten wir uns hinlegen und uns entspannen, die Augen schließen und die vorher unterdrückten Gedanken frei laufen lassen. Inmitten des kalten Wassers konnten wir endlich den langen Tag hinter uns lassen.
Aber es dauerte nicht lang und wir machten uns wieder an die Arbeit. Der Tag war noch nicht zu Ende. Doch dieser kleine Moment Genuss gab uns Kraft und Mut weiter zu machen und das Ergebnis unserer Arbeit, das wir am Freitag präsentieren werden, wird die Mühen wert gewesen sein. Unsere Leben bestehen aus kleinen Momenten des Glücks und wir sollen die alle schätzen und in vollen Zügen auskosten, sie machen unser Dasein bunt.
Der Feueralarm
Der freie Tag hat sich gelohnt. Die Tage sind bisher sehr informationsreich gewesen und dadurch war der entspannte Tagesablauf am Sonntag gut, um die Museen Weimars besser zu erkunden. Nach dem Besuch des Museums Neues Weimar und des Rokokosaals in der Anna Amalia Bibliothek bin ich, KEVIN (18) aus dem kleinen Land Estland, mit meinen internationalen FreundInnen asiatisch essen gegangen. Außerdem war ich mit Jasmina bowlen. Wir hatten Gleichstand mit 2 zu 2. Aus dem Schlaf weckte uns allerdings Sonntagnacht der Feueralarm, der uns allen nicht nur einen großen Schreck versetzte, sondern auch eine »Unetut und«, oder wie man im Deutschen sagt, eine schlaflose Nacht bescherte.
Sander (18) aus Estland & Ilinca (17) aus Rumänien & Kevin aus Estland
20. Juli, 2022 — Junge Europäische Sommerschule 2022 - Lachen überwindet Ländergrenzen
Als wir an einem Nachmittag in der Anna-Amalia Bibliothek gemeinsam mit der Autorin Annette Seemann alte Karikaturen aus dem frühen 19. Jahrhundert anschauten, einte uns vor allem eins: das Lachen.
Wir sind achtzehn Jugendliche aus ganz Europa, wir sind alle mit den unterschiedlichsten Kulturen aufgewachsen und haben in unserem Leben ganz andere Erfahrungen gesammelt, aber in diesem Moment waren wir alle gleich. Fintan aus Irland und Kevin aus Estland hatten so ihre ganz eigene Interpretation der Karikatur, die uns anderen so komisch erschien, dass wir allesamt in befreites Lachen ausbrachen.
Ich bin FELICE, siebzehn Jahre alt und komme aus Baden-Württemberg, und noch nie in meinem Leben habe ich so viele unterschiedliche, interessante, offene Menschen kennengelernt und konnte so Europa auf eine ganz neue Art kennenlernen. Jede und jeder von uns bringt eine andere Erfahrung, eine andere Kultur und Sprache, aber auch ein anderes Kartenspiel oder einen anderen Humor mit in unsere Gruppe, was deren Dynamik ungemein stärkt.
In den letzten Tagen haben wir deshalb nicht nur die Möglichkeit bekommen, Geschichte hautnah zu erleben und haben historische Texte von Luther, Goethe und Schiller gemeinsam gelesen und auseinandergenommen. Wir haben auch in Weimar, Tiefurt und Erfurt historisch bedeutsame Schauplätze besucht und gleichzeitig einen unglaublich intensiven, kulturellen Austausch erlebt.
Die Sommerschule ist der Beweis dafür, dass Kultur nicht gleich Langeweile bedeutet und macht mir Hoffnung, dass unser Europa trotz all den Schwierigkeiten, vor denen es momentan steht, stark ist und Bestand haben wird, wenn junge Leute wie wir uns dafür einsetzen.
Felice (17) aus Deutschland
18. Juli, 2022 — Junge Europäische Sommerschule 2022 - Ein Mann im Kleid und Besuch in der Bibliothek des Augustinerklosters Erfurt
Ein Mann im Kleid
Ich heiße JASMINA, ich bin 17 Jahre alt und komme ursprünglich aus Lettland, aber wohne seit drei Jahren in Deutschland. Zur Sommerschule bin ich durch meine Deutschlehrerin gekommen. Ich habe Deutsch als Leistungskurs in der Kursstufe gewählt und deshalb finde ich, dass die Sommerschule der Klassik Stiftung Weimar mir hilft, die Dichter und die Sprache besser kennen zu lernen.
Bei einem Besuch im Stadtmuseum Weimar war großartig, dass ich und meine Gruppe vor allen anderen Besucherinnen die Möglichkeit hatten, den neuen Film zur kommenden
Ausstellung anschauen zu können und im Anschluss daran Feedback zu geben. Auch haben mir die vielen alten Kleider gefallen, die im Museum ausgestellt sind. Sogar Kevin aus Estland hatte offensichtlich seine Freude daran.
Innerhalb einer Woche sind wir als Gruppe zusammen gewachsen und kommen so gut miteinander aus, als würden wir uns schon seit Ewigkeiten kennen. Was mir außerdem gefällt, ist die gute Planung und Organisation. Dadurch werden die Deutschen ihrem Klischee gerecht, dass sie immer ordentlich und pünktlich sind. Ich freue mich, all diese schönen und abenteuerlichen Momente zusammen mit diesen lustigen und intelligenten jungen Leuten aus europäischen Ländern erleben zu dürfen.Ich heiße AMÉLIE, bin 17 Jahre alt und komme aus Hamburg. Wohl fühle ich mich zwischen den bunten Menschen und den vielen Büchern, die mich nun seit knapp einer Woche in der Europäischen Sommerschule zum Thema »Medienwandel und Europäische Identität(en)« begleiten. Ich begegne hier Biografien, die mir in meinem Alltag in Hamburg bisher nicht begegnet sind. Persönlichkeiten und Erlebnisse aus fremden Alltagen, die mir nun ganz nah sind. Ich stoße auf Bücher, die ich bisher nicht in die Hand genommen habe. Fester Überzeugung bin ich, dass ich aus Weimar, Oßmannstedt und Erfurt reichhaltige Erfahrungen zurück nach Norddeutschland nehme, die mich in meiner Natur stärken.
Ein besonderer Tag in Erfurt
Hallo! Ich bin ROSA und ich bin 18 Jahre alt. Ich komme aus Norditalien (Udine) und ich bin hier, weil ich mich nicht nur für die Sprache, sondern auch für die deutsche Literatur interessiere. Am Samstag haben wir einen kleinen Ausflug nach Erfurt gemacht. Wir sind ins Kloster der Augustiner gegangen, wo Luther sieben Jahre gewohnt hat. Dort gibt es eine Bibliothek mit sehr alten und wichtigen Büchern. Es gibt 7000 Bücher, die auch ausgeliehen werden können. In einem Raum zu sehen sind aber nur 3500 Bücher, die anderen stehen in den Nebenräumen. Wir konnten die Bibel, die Luther aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzte, und auch andere Bücher genau anschauen. Man ist gebeten, die Bücher nicht selbst aus der Regalen zu nehmen, aber ein Bibliothekar hat uns die historische Schriftstücke gezeigt. Ich habe mir gewünscht, ich könnte die Seiten umblättern und das Latein lesen, das der italienischen Sprache ähnlich ist, aber die Frakturschrift hinderte mich daran. In dem Raum habe ich mich wie in einem Wohnzimmer gefühlt. Er ist sehr gemütlich, weil die bunten Bücher wie Farbklekse in einem warmen Raum stehen, der mit viel Holz eingerichtet ist. Ich war fasziniert, ich habe noch nie so viele alte Bücher gesehen!
Jasmina (17) aus Deutschland/Lettland & Amélie (17) aus Deutschland & Rosa (18) aus Italien
18. Juli, 2022 — Der geküsste Goethe und Wanderung nach Tiefurt - Impressionen von der Jungen Europäischen Sommerschule 2022
Der geküsste Goethe
Hallo aus Oßmannstedt, mein Name ist FINTAN(17). Ich komme aus Kildare. Das ist in der Nähe von Dublin, unserer irischen Hauptstadt. Ich bin nach Oßmannstedt gekommen, um die deutsche Kultur kennenzulernen und mein Deutsch zu verbessern. Die letzte Woche waren wir sehr beschäftigt. Wir haben Erfurt, Tiefurt und erneut Weimar besucht. Jeden Tag lernen wir Neues, es ist sehr interessant.
Nun haben wir auch unser Projekt begonnen. Wir diskutieren über Cancel Culture und Originalität und pendeln dabei zwischen Oßmannstedt und der Anna Amalia Bibliothek hin und her. Dort in der Bibliothek haben wir Zugang zu Texten, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Es ist einfach so schön, ich liebe es!
Am Donnerstag (14. Juli) gingen wir nach Tiefurt, um die Sommerresidenz von Anna Amalia zu besuchen. Dort hat die ehemalige Herzogin Goethe und andere Schriftsteller als ihre Gäste empfangen. Dort steht eine Büste von Goethe, über die wir eine Geschichte erzählt bekommen haben:
Goethe hat damals viel Zeit in Tiefurt mit Anna Amalia und Carl August verbracht. Aus diesem Grund hatte Goethe als ein Freund der herzoglichen Familie und als der Hofdichter sein eigenes Zimmer in der Residenz. In diesem Zimmer steht eine Büste von ihm. Die Büste ist Goethe so ähnlich und er ist so gut ausehend dargestellt, dass Besucher(innen) sie küssen wollen. Das passiert nicht so häufig, dass es ein Problem ist. Aber es ist vorgekommen, dass die Reiseleiter(innen) zu den Leuten sagen mussten: »Bitte küsst Goethe nicht«.
Ich hatte so viel Spaß in der bisherigen Zeit und ich freue mich auf die nächsten Tage.
Wanderung nach Tiefurt
Ich heiße CAPUCINE SCHMITT und ich bin 17 Jahre alt. Am 14. Juli sind wir nach Tiefurt gewandert, um Sport zu machen und um das Schloss der Herzogin Anna Amalia zu besichtigen. Die Wanderung hat 4 Stunden gedauert und wir sind durch den Wald gelaufen. Das war sehr angenehm und wir konnten die Landschaft von Oßmannstedt und Weimar entdecken. Diese Wanderung hat mir gefallen, denn sie hat mich an verschiedene Wanderungen erinnert, die ich mit meiner Familie gemacht habe. Zum Beispiel habe ich an eine Wanderung gedacht, die ich in Rheinland-Pfalz mit meiner Austauschpartnerin gemacht habe. Das Landschaftsfoto habe ich deshalb ausgewählt.
Im Schloss Tiefurt sollten wir Hausschuhe tragen. Das fand die Gruppe sehr lustig. Wir haben auch gelernt, dass die Herzogin Anna Amalia die Gewohnheit hatte, die Statuen, die sich in ihrem Schloss befinden, zu küssen. Diese Anekdote finde ich sehr erstaunlich und auch lustig. Um ca. 18 Uhr sind wir nach Oßmannstedt zurückgegangen. Ungewöhnlich spät, denn um 18.30 gibt es in der Regel Abendessen. Aber wir haben beim Kartenspielen in den Feldern die Zeit vergessen. Es war ein sehr angenehmer und sportlicher Tag, den ich toll fand.
Fintan (17) aus Irland und Capucine (17) aus Frankreich