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09. Oktober, 2025 — Tagesausflug 2025 nach Mühlhausen
Die Landesausstellung »500 Jahre Bauernkrieg« war der Anlass für den Tagesausflug der GAAB 2025 nach Mühlhausen. 19 Teilnehmende reisten am 13. September in die nordthüringische ehemalige Reichsstadt. Natürlich wollten wir auch die Stadtbibliothek besuchen und die Altstadt, die erstaunlich gut erhalten ist und sich heute als ein Schmuckkästchen wunderbarer Fachwerkarchitektur präsentiert.
Pünktlich um 10 Uhr waren wir am Eingang der schon 1832 entweihten Kirche St. Jakobi, die im 11. Jahrhundert als eine von 11 Mühlhäuser Kirchen erbaut worden war und nach der Reformation natürlich evangelische Kirche wurde. Seit 2004 befindet sich die Stadtbibliothek in der sanierten und umgebauten Jakobikirche. Begrüßt und geführt wurden wir kompetent und sehr liebenswürdig durch Henrike Degenhardt, die als Germanistin und Historikerin noch eine Bibliotheksausbildung gemacht hat und heute die Bibliothek leitet.
Sie zeigte uns auch einige archäologische Fenster in den Untergrund der Kirche. Wir sahen beispielsweise eine alte Grabplatte. Die Kirche umgab, wie meist, ursprünglich auch ein Friedhof.Heute gehört das Gebäude der Stadt Mühlhausen. Für die Bibliothek wurden drei Geschosse auf einem Gerüst aus Stahlsäulen eingezogen. Die Einrichtung ist aus sehr freundlich wirkendem hellen Holz. Rund sechs Millionen D-Mark hat der Umbau gekostet. Die Bibliothek bietet rund 70.000 Medien. Sie hat 5.000 Nutzerinnen und Nutzer, davon 1.000 aktive, erzählt Henrike Degenhardt. Hier finden Lesungen, Konzerte, Ausstellungen und sogar Trauungen statt.
Lediglich ein Raum zum »Rückzug« müsse noch entwickelt werden – für kleinere Arbeitsgruppen oder Ähnliches. Hier gäbe es die frühere Sakristei, doch ohne Heizung ist sie im Winter höchst unfreundlich für Nutzer. Überhaupt muss sich jede Idee, die Henrike Degenhardt mit ihrem kleinen Team entwickelt, an der Raumstruktur, auch der Hellhörigkeit über die drei Etagen hinweg orientieren. Wir waren sehr beeindruckt von dem Engagement, das wir in der Stadtbibliothek erlebt haben.
Bei einem kurzen Bummel durch die Altstadt kamen wir zur Divi-Blasii-Kirche, eine Kirche mit romanischem und gotischem Anteil, die nach wie vor als Kirche genutzt wird. Hier wurde gerade für die bevorstehende Uraufführung des Thomas-Müntzer-Oratoriums von Keno Hankel (Komposition) und Andreas Hillger (Libretto) geprobt.
Nach dem Mittagessen im traditionellen »Brauhaus zum Löwen« waren wir schon gespannt auf die zum Mühlhäuser Museumsverbund gehörende entweihte
Kornmarktkirche. Hier befindet sich eine Station der Landesausstellung »freiheyt 1525 – 500 Jahre Bauernkrieg«.Philipp Bert, ein kompetenter und freundlicher junger Historiker und Lehrer, führte uns mehr als eine lang Stunde durch die Stationen des Bauernkriegs. Er erläuterte die Aufstände im Südwesten Deutschlands und jene in Thüringen, nannte das ungerechte Erbrecht damals als eine Ursache für den Unmut der Bauern und den Bauernkrieg als die erste freiheitliche Bewegung der deutschen Geschichte.
Ein Paar der bäuerlichen Bundschuhe diente ebenso als Exponat wie der hölzerne Schreibkasten Martin Luthers. Und zahlreiche Urkunden ließen uns erleben, dass diese Schrift nach 1500 durchaus heute noch gut lesbar ist.Zum Abschluss streiften wir erneut durch die Stadt, sahen u. a. auch die Rückseite der verschlossenen Synagoge Mühlhausens und erfuhren durch unseren Guide Hellmut Seemann viel über das frühere jüdische Leben in Mühlhausen.
Unser Dank geht an alle, die uns begleitet haben. Wir konnten viel Neues an diesem Tag erfahren und erleben!Annette Seemann Vorsitzende der GAAB (Text) - Maria Socolowsky Vorstandsmitglied (Fotos)
25. August, 2025 — Nachlese Junge Europäische Sommerschule - Workshop mit dem Kinderbuchautor und -illustrator Alexander von Knorre und Gedanken zum Begriff der Aufklärung
Der Kinderbuchautor und -illustrator Alexander von Knorre aus Weimar war am 22. Juli Gast der Jungen Europäischen Sommerschule 2025. Er gab im Wielandgut einen Workshop für die 18 jungen Teilnehmenden der JES aus 13 europäischen Ländern. Den wollten wir, die GAAB, in Kooperation mit der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V. als zeitgenössische Bereicherung des Themas »Das Kinderbuch in der Aufklärung« in unserem Seminar zur Aufklärung anbieten.
Alexander von Knorre geht oft für derartige Veranstaltungen in Schulen. Er hat an der Bauhaus-Uni in Weimar Visuelle Kommunikation mit dem Schwerpunkt »Illustration« studiert. Er illustriert auch immer wieder Schulbücher und bringt uns viele seiner Bücher mit – z. B. »Demokratie für Einsteiger« und »Wie war das in der DDR?«.
Eine Stunde lang berichtet er, ergänzt durch Beamer-Folien aus einem von ihm illustrierten Buch, über die Prozesse seines Schaffens: Wo schreibe und zeichne ich? Wie mache ich es? Wie recherchiere ich? Wie nutze ich Reisen zur Ideenfindung? Nach einer Pause sind die Ideen der Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 16- bis 19 Jahre gefragt. Zunächst sollen sie ein Din-A4-Blatt zu einem kleinen Buch falten. Dann erhalten sie drei Fragen, die sie individuell in Text und Bild umgesetzt beantworten sollen. Ausgangspunkt ist der Kinderbestseller des 18. und 19. Jahrhunderts: »Robinson Crusoe« von Daniel Defoe:
1. Was nimmst Du mit auf die einsame Insel, als Du Schiffbrüchiger warst? 3 Dinge!
2. Wen nimmst Du mit? Eine Person oder ein Tier!
3. Wie rettest Du Dich?Konzentriert und ernsthaft widmen sich alle dieser Aufgabe. Am Ende zeigen sich alle ihre Ergebnisse.
Lila aus Serbien schreibt: 1. Bücher/Spiele/Jacke; 2. zwei Freundinnen; 3. Schwimmen oder mit einem Floß
Rocío aus Spanien entscheidet sich für: 1. Seil/Taschenlampe/Essen; 2. Vater; 3. mit einem FloßEine kleine Foto-Auswahl zeigt auch das zeichnerische Talent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Sommerschule.
Annette Seemann Vorsitzende der GAAB
29. Juli, 2025 — Die Junge Europäische Sommerschule 2025 – Auf Wiedersehen!
Zwei intensive Wochen voller neuer Erkenntnisse und Erfahrungen liegen hinter den Teilnehmenden der Jungen Europäischen Sommerschule 2025. Aus den Räumen der Akademie im Wielandgut hörte man in den letzten Tagen viel Lachen, ausgelassene Gespräche und Versprechungen für ein Wiedersehen. Es wird deutlich: aus Fremden sind Freunde geworden und das Miteinander und die Begegnung mit den anderen ist in der gemeinsamen Abschlussrunde nicht nur einmal als Highlight der Zeit in Oßmannstedt genannt worden.
Doch auch die Arbeit in der Bibliothek und mit der Literatur kam nicht zu kurz. So stellten die Schüler:innen am letzten Freitag in einer Abschlusspräsentation ihre Projekte vor, an denen sie im Laufe der zwei Wochen gearbeitet haben. Sie entschieden sich für folgende Themenbereiche:
- Anna Amalia und die Weimarer Bibliothek als Ort der Aufklärung
- Luther und Debattenkultur
- Kant: Was ist Aufklärung?
- Goethes Märchen
- Die Ursprünge der Aufklärung in der Antike
Ein kleiner Film einiger Teilnehmerinnen
Zuletzt sollen noch zwei Teilnehmerinnen der JES zu Wort kommen:
Henrike aus Deutschland
Die Sommerschule war für mich eine unvergessliche Erfahrung, die ich jedem sofort ans Herz legen würde: Das Gefühl, mit Gleichgesinnten aus ganz Europa zusammenzukommen, ist wirklich unbeschreiblich beeindruckend. Auch die ganzen Ausflüge und Exkursionen haben mir sehr viel Spaß gemacht und wir haben alle viel gelernt!Hanna aus Ungarn
Ich habe schon mehrmals an Sommerschulen teilgenommen, aber ich kann ganz ehrlich sagen, dass diese hier die Beste von allen war. Nicht nur wegen der großartigen Gruppe, sondern auch wegen des Ortes und der Tatsache, dass wir sehr viel Freiheit hatten. Wir konnten unsere eigenen Programme selbst organisieren. In dieser einen Woche haben wir so viel über unsere Lieblingsthemen gesprochen wie vielleicht sonst in einem ganzen Jahr nicht. Hier ist eine Gruppe zusammengekommen, mit der man mit jedem ein gemeinsames Gesprächsthema hatte.Und wir haben nicht nur miteinander geredet, sondern auch Meinungen und Perspektiven ausgetauscht. Ich werde diese Gemeinschaft sehr vermissen, denn hier konnten wir über Literatur, Geschichte und Politik so sprechen, dass wir uns immer darauf verlassen konnten, dass die anderen verstehen, was wir wirklich meinen. Außerdem waren alle in diesen Themen sehr gut informiert, was die Gespräche noch bereichernder gemacht hat.
Henrike (D) und Hanna (HU) Teilnehmerinnen sowie Seminarassistentin Theresa Funke
24. Juli, 2025 — JES 2025 - Besuch in Erfurt – Auf den Spuren Martin Luthers
Wir sind Vivien und Hanna aus Ungarn – genauer gesagt aus Budapest. Durch unsere Schule haben wir die Möglichkeit bekommen, an der Jungen Europäischen Sommerschule teilzunehmen, um unser Deutsch zu verbessern. Doch schon am ersten Tag wurde uns klar: Das hier ist viel mehr als nur ein »Deutsch-Camp«.
Die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind sehr freundlich und wir alle haben ähnliche Interessen: Literatur, Geschichte, Politikwissenschaften und vieles mehr. Außerdem sprechen alle ein gutes Deutsch, so dass wir spannende und tiefgründige Gespräche führen können. Das kennen wir aus dem Schulalltag so nicht.
Auch das Programm ist abwechslungsreich und inspirierend. Besonders gut gefällt uns, dass wir genügend Freizeit haben, um die Stadt selbstständig zu erkunden.Am Mittwoch, den 23.07., sind wir nach Erfurt gefahren. Dort haben wir im Augustinerkloster mehr über Martin Luther und seine Zeit gelernt. Es war sehr interessant, weil wir in der Schule schon viel darüber gehört haben. Aber heute haben wir neue Informationen bekommen, die das Bild von Luther noch klarer gemacht haben. Wir denken, dass wir ihn und seine Handlungen jetzt besser verstehen.
Ein besonderes Erlebnis war auch die Führung durch den Erfurter Dom und die Krypta. Uns wurden viele spannende Sachen erzählt. Zwei Personen aus unserer Gruppe durften sogar Orgel spielen. Das war ein sehr schöner Moment – ruhig, feierlich und besonders.Nach dem unkonventionellen Unterricht hatten wir Freizeit in der Stadt. Erfurt hat uns gut gefallen! Zuerst sind wir in ein Café gegangen, das uns unser Dozent Herr Kahl empfohlen hat. Dort haben wir echten italienischen Kaffee getrunken – das war eine tolle Empfehlung! Später sind wir über die Krämerbrücke gegangen. Von außen hatten wir sie schon gesehen, aber auf der Brücke war die Atmosphäre noch viel stärker. Es gab viele interessante kleine Läden. Ein Laden war besonders spannend: ein sogenannter Linkshänder-Laden. Dort konnte man viele Dinge kaufen, die speziell für Linkshänder gemacht sind – zum Beispiel Scheren, Kartoffelschäler und Bücher mit Tipps für den Alltag. Das war sehr interessant!
Danach haben wir noch ein kleines Antiquitätengeschäft besucht. Die Verkäuferin war sehr freundlich und hat uns sogar ihre Terrasse gezeigt. Von dort aus hatten wir einen schönen Blick auf einen gemütlichen Park, den wir vorher schon von außen gesehen hatten.Der Tag in Erfurt war für uns etwas ganz Besonderes. Wir haben viel gelernt, schöne Eindrücke gesammelt und den Tag zusammen genossen. Es war ein tolles Erlebnis!
Vivien und Hanna aus Ungarn
24. Juli, 2025 — JES 2025 - Ein Tag zwischen Form und Vernunft
Hallo,
wir sind Rocío aus Spanien, Veronica aus Rumänien und Arianna und Raffaella aus Italien und wir möchten euch gerne mehr über unsere heutigen Erlebnisse erzählen. Heute war wieder ein Tag voller Überraschungen bei der JES. Nachdem wir früh aufgestanden sind, um zu frühstücken, ging es mit dem Zug nach Weimar. Unser erster Stopp: Das Haus am Horn. Von außen hat es, ehrlich gesagt, Ähnlichkeiten mit einer amerikanischen Villa. Aber drinnen? Sah es überraschend gut aus. Die Ausstellung zeigte uns, wie die Leute damals das Wohnen neu gedacht haben: klare Linien, helle Räume, nur das Essenzielle. Wir haben einen Fragebogen beantwortet und ein paar Aufgaben gemacht, die uns die Inhalte nähergebracht haben.Danach besuchten wir das Bauhaus-Museum. Dort war alles größer, lauter, bunter. Alte Stühle, seltsame Farben, sehr viele Formen. Aber sehr spannend. Man hat wirklich gemerkt, wie revolutionär diese Bauhaus-Leute waren. Es ging nicht nur um Möbel, sondern um eine ganz neue Art zu leben.
Später sind wir ein bisschen durch Weimar gelaufen – natürlich im Regen, aber daran sind wir mittlerweile gewöhnt. Die Stimmung war gut wegen der tollen Gespräche und der anderen freundlichen Teilnehmenden der Sommerschule.
Am Abend hatten wir noch ein Seminar über die Aufklärung. Dabei haben wir uns ein Video über die Katastrophe von Lissabon 1755 angeschaut und Gedanken der aufklärerischen Philosophen diskutiert.
Und schon ist ein weiterer Tag vorbei, aber wir freuen uns auf die folgenden Tage, die wir sicherlich genießen werden.Rocío aus Spanien Veronica aus Rumänien und Arianna und Raffaella aus Italien





