Teil der Globensammlung der »Herzogin Anna-Amalia Bibliothek«

Blog

  • 26. August, 2022 — „Musik aus Weimars Aschebüchern“ - Der Deutschlandfunk sendet das Benefizkonzert am 28. August 2022 ab 21.05 Uhr

    • Porträt Christoph Hammer

    Dieses ganz besondere Konzert fand am 7. August im Bücherkubus der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar statt. Christoph Hammer, Pianist, Dirigent, Musikwissenschaftler und Spezialist für historische Aufführungspraxis spielte auf einem 5-oktavigen klassischen Hammerflügel »Musik aus Weimars Aschebüchern«, aus Musikalien, die im September 2004 beim Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek beschädigt wurden. Dabei werden Sie neben Werken bekannter Komponisten auch einige Raritäten aus den Beständen der Bibliothek erleben.

    Der Erlös kommt der Restaurierung geschädigter Bücher und Musikalien zugute.

    Auf dem Programm u. a.:

    • Wolfgang Amadeus Mozart – 8 Variationen für Klavier F-Dur über den Marsch »Dieu d ́amour« aus der Oper »Les Mariages Samnites« von Grétry
    • Ludwig van Beethoven – 7 Variationen für Klavier F-Dur über das Quartett »Kind, willst du ruhig schlafen« aus der Oper »Das unterbrochene Opferfest« von Peter von Winter

    Maria Socolowsky GAAB

  • 08. August, 2022 — Eine Bibliothek für Frauen in Weimar. Natalie von Mildes Kampf für Bildungsgerechtigkeit und geistige Freiheit

    Emily Stopp (Jahrgang 2002) hat sich zum Abschluss ihres Freiwilligen Sozialen Jahres 2021/22 in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek mit Natalie von Milde und deren Einsatz für die Frauenbewegung um 1900 beschäftigt. Im Rahmen des Projekts gestaltete sie eine Vitrinenpräsentation, die vom 10. August bis 12. September 2022 im Bücherkubus gezeigt wird. Zu sehen ist Natalie von Mildes Publikation »Ist die Frauenbewegung natürlich?«

    Außerdem entstand der folgende Blogbeitrag.

    Weimar an der Wende zum 20. Jahrhundert: Die Geschlechterrollen von Mann und Frau sind klar definiert. Während Männer ihre von der patriarchalen Gesellschaft begünstigte Freiheit in vollen Zügen ausleben, bleibt Frauen ein selbstbestimmtes Leben weitgehend vorenthalten und ihre Rolle auf Haushaltsführung und Kindererziehung beschränkt. Für die Frauenrechtlerinnen der Zeit war klar: Es muss sich etwas ändern. Natalie von Milde nahm sich dieser Herausforderung an, indem sie eigene Texte veröffentlichte und eine Bibliothek für Frauen gründete. Mit ihren Schriften und Werken schaffte sie es als erste Vorsitzende der 1900 in Weimar gegründeten Ortsgruppe des Vereins »Frauenbildung-Frauenstudium«, die Frauenbewegung erheblich zu beeinflussen. Sie setzte sich für eine Frauenförderung ein, die Frauen denselben Anspruch auf Bildung und Recht ermöglichen sollte wie Männern. Mithilfe des von ihr und ihren Mitstreiterinnen 1902 eingerichteten Lesezimmers für Frauen schuf sie einen sicheren Rückzugs- und Sammelort für Frauen und all diejenigen, die sich mit feministischer, politischer und sozialer Literatur auseinandersetzen wollten.

    Die Entwicklung eines freien Geistes

    Natalie von Milde, geboren am 31. März 1850, war die Adoptivtochter des Sänger-Ehepaars von Milde und wuchs in einer offenen und intellektuell geprägten Gesellschaft auf. Entgegen ihrem Wunsch, eine Schauspielausbildung und ein wissenschaftliches Studium zu absolvieren, drängten ihre Eltern sie zu einer musikalischen Laufbahn. Sie machte daraufhin eine Grundausbildung in Gesang und arbeitete lange Zeit als Gesangslehrerin. Durch ihren Beruf erhielt sie Einblicke in die Entwicklung von Kindern und wurde in diesem Zusammenhang auf die Benachteiligung der Mädchen auf Bildungs- und Gesellschaftsebene aufmerksam. Beeinflusst von ihrer eigenen Erziehung, entwickelte sie ein ausgeprägtes Rechtsbewusstsein. Das ermöglichte ihr eine kritische Sicht auf das damalige Frauenbild.

    Sie fing an, ihre Gedanken zur politischen und sozialen Stellung der Frau niederzuschreiben und veröffentlichte zwischen 1888 und 1904 insgesamt neun Schriften unter ihrem eigenen Namen im Selbstverlag. Dank ihres Engagements wurde sie zur ersten Vorsitzenden der von ihr gegründeten Abteilung Weimar des Vereins »Frauenbildung-Frauenstudium« gewählt. Den Vorsitz behielt sie bis zu ihrem Tod 1906 inne.

    »Frauenfrage ist das Verlangen nach Gewährung aller geistigen Mittel, die zu ihrer Entwicklung nötig sind« – Natalie von Milde

    Über den Verein

    Der Verein Frauenbildung-Frauenstudium, gegründet 1895 in Berlin, ging aus der ersten bürgerlichen Frauenorganisation Deutscher Frauenverein – Reform hervor, den Hedwig Kettler 1888 in Weimar gründete und leitete. Seine Ideale wurden als »radikal« feministisch angesehen. Den Organisationsmitgliedern ging es um gleichwertige Bildung zur politischen und sozialen Förderung der Frau mit dem Ziel des Wahlrechts.

    Natalie von Milde gründete 1900 in Weimar eine Ortsgruppe des Berliner Vereins »Frauenbildung-Frauenstudium«. Die Ortsgruppe zählte rund 370 Mitglieder. Sie veranstaltete geschlossene Teeabende mit Lesungen und politischen, sozialen und historischen Vorträgen.

    Das Lesezimmer für Frauen

    Mithilfe von Spenden war es Natalie von Milde schließlich möglich, 1902 das »Lesezimmer für Frauen« einzurichten, das innerhalb von fünf Jahren bereits über 3.000 Besucher:innen fand: hauptsächlich Frauen aller Altersgruppen und sozialer Schichten, aber auch Männer. Die Buchbestände des Lesezimmers setzten sich zu einem großen Teil aus Natalie von Mildes Privatbibliothek zusammen. Darunter befanden sich Werke von Stimmrechts- und Frauenaktivistinnen, Frauenzeitschriften, historische und wissenschaftliche Schriften, Werbebroschüren und politische Flugblätter sowie Werke über die Zulassung der Frauen an Hochschulen und ihre Rechtsstellung im Staat.

    Da sich das Lesezimmer inmitten der sogenannten Froriepschen Häuser befand, zwischen dem alten Bertuchhaus und dem heutigen Weimarer Stadtmuseum, wurde es für den Bau der neuen Kongresshalle 1931 abgerissen. Das bedeutete das Ende des Lesezimmers. Nach Natalie von Mildes Tod hatte Selma von Lengefeld den Posten der Vorsitzenden übernommen. Sie organisierte die Schenkung der Lesezimmer-Bibliothek mit insgesamt 1.211 Titeln an die Thüringische Landesbibliothek, eine Vorgängerinstitution der Herzogin Anna Amalia Bibliothek.

    »Sie war für unsere konservative Stadt Weimar die denkbar geeignetste Persönlichkeit, die Sache der Frauen anzubahnen und zu führen« – Hildegard Obrist-Jenicke

    Noch immer aktuelle Fragen

    In Natalie von Mildes Vortrag »Ist die Frauenfrage natürlich?« und in ihrem Werk »Frauenfrage & Männerbedenken« erläutert sie Schritt für Schritt und anhand verschiedener Bereiche die Bedeutung der Frauenbewegung und wie man sie fördern kann und sollte.

    Für Natalie von Milde war die Frauenfrage eine allgemeine Menschheitsfrage und vertritt die Interessen eines jeden Mitglieds der Gesellschaft. Wer für die Frauenfrage eintritt, kämpft für Gleichberechtigung und Gerechtigkeit in einem patriarchalen System, welches Männer ebenso beeinflusst und einschränkt. Das Ziel der Frauenbewegung ist daher, die Entfernung und Entfremdung zwischen den Geschlechtern und Schichten zu beseitigen. Ansichten und Ideale, die in der Gesellschaft noch heute verhandelt werden.

    Mit ihrem Vermächtnis schaffte es Natalie von Milde, die Frauenbewegung in Weimar bis weit nach ihrem Tod zu beeinflussen. Der Bücherbestand des von ihr gegründeten Lesezimmers, in den auch ihre eigene Bibliothek einging, wird noch heute in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek bewahrt und interessierten Nutzer:innen zur Verfügung gestellt. Er ist als »Sammlung Bibliothek des Vereins Frauenbildung – Frauenstudium, Abteilung Weimar« im Online-Katalog der Herzogin Anna Amalia Bibliothek nachgewiesen. Über die Funktion »verwandte Publikationen« kann die Sammlung abgerufen und eingesehen werden.

    Zum Weiterlesen:

    Jens Riederer: Das Lesezimmer des »Vereins Frauenbildung-Frauenstudium« (SupraLibros 2019).
    Jonah Martensen: Natalie von Milde – Weimars vergessene Feministin

    Emily Stopp - Absolventin eines Freiwilligen Sozialen Jahres in der Kultur in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

  • 03. August, 2022 — Musik aus Weimars Aschebüchern - Benefizkonzert "Grundton D" zugunsten der Herzogin Anna Amalia Bibliothek am 7. August 2022 | 17 Uhr im Bücherkubus

    • Der Pianist Christoph Hammer

    Ein ganz besonderes Konzert erwartet Musikfreunde am 7. August um 17 Uhr im Bücherkubus. Christoph Hammer, Pianist, Dirigent, Musikwissenschaftler und Spezialist für historische Aufführungspraxis, bringt im Programm »Musik aus Weimars Aschebüchern« Musikalien aus dem Bestand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek zum Klingen, die beim Brand 2004 beschädigt wurden. Dabei werden Sie neben Werken bekannter Komponisten auch einige Raritäten aus den Beständen der Bibliothek erleben.

    Der Solist Christoph Hammer ist seit 2017 Professor für historische Tasteninstrumente am Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg. Er wird das Konzert auf einem 5-oktavigen klassischen Hammerflügel spielen. Das Konzert ist Teil der Reihe Grundton D, die der Deutschlandfunk (DLF) seit über 30 Jahren in Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) veranstaltet.

    Der Erlös kommt der Restaurierung geschädigter Bücher und Musikalien zugute.

    Auf dem Programm u. a.:

    • Wolfgang Amadeus Mozart – 8 Variationen für Klavier F-Dur über den Marsch »Dieu d ́amour« aus der Oper »Les Mariages Samnites« von Grétry
    • Ludwig van Beethoven – 7 Variationen für Klavier F-Dur über das Quartett »Kind, willst du ruhig schlafen« aus der Oper »Das unterbrochene Opferfest« von Peter von Winter

    MUSIK AUS WEIMARS ASCHEBÜCHERN

    Benefizkonzert mit Christoph Hammer im Bücherkubus des Studienzentrums
    Sonntag, 7. August 2022 | 17 Uhr
    Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Studienzentrum, Bücherkubus
    Eintritt: 25 Euro, ermäßigt: 15 Euro
    Zum Ticketshop: https://tickets.klassik-stiftung.de/#/product/event/5804
    Restkarten an der Abendkasse ab 16:30 Uhr

    Der Deutschlandfunk strahlt das Benefizkonzert am 28. August 2022 ab 21.05 Uhr im Rahmen der Sendung Konzertdokument der Woche aus.

    Maria Socolowsky GAAB und Klassik Stiftung Weimar Pressemitteilung

  • 27. Juli, 2022 — Mit meinem Hut durch Weimar u. a. Impressionen zum Abschluss der Jungen Europäische Sommerschulen 2022

    Mit meinem Hut durch Weimar

    Die wichtigste Funktion eines Hutes ist es, den Kopf vor Kälte, Nässe oder vor Sonnenstrahlen zu schützen. Ich trage diesen Hut aus keinem dieser Gründe.
    Mein Name ist AMALIA SIELENKEMPER. Ich bin 17 Jahre alt und komme aus Dülmen in Nordrhein-Westfalen, genauer gesagt aus der Stadt der Wildpferde. Was mir seit dem ersten Tag in Weimar aufgefallen ist, sind die bunten Häuser, die kleinen gemütlichen Cafés und die »Leichtigkeit«, die hier in der Luft schwebt. Es lässt den Alltagsstress, die kleinen und großen Probleme ganz winzig aussehen. Ganz anders als bei mir zu Hause steht in Weimar die historische Geschichte im Mittelpunkt. In einer solch wunderschönen und bekannten Bibliothek wie der Herzogin Anna Amalia Bibliothek arbeiten zu dürfen, war ein wundervolles Privileg. Auch das Sitzen und Genießen am Brunnen unter dem Römischen Haus und das Schauen in den Park ließen mich für ein paar Minuten alles vergessen. Diese Erlebnisse mit meinen neu gewonnen FreundInnen, die aus ganz Europa kommen, zu erleben, machen diesen Sommer unvergesslich. Und mein Hut, ja, der fängt dieses Abenteuer für mich ein, damit ich mich immer an diese unvergessliche Zeit erinnern kann.

    Spotlight auf Goethe

    Ich heiße PETER O’NEILL (17) und ich komme aus der Grafschaft Galway in Westirland. Es ist ein wunderschöner Ort mit alten Steinmauern und dem grünsten Gras. Es ist wirklich das Land der Heiligen und Gelehrten! Ich liebe Literatur, Poesie und Medien all dieser berühmten SchriftstellerInnen, DichterInnen und DramatikerInnen Irlands wie James Joyce, Oscar Wilde und W.B. Yeats. Ich spreche Englisch, Irisch und Deutsch. Irisch ist mir sehr wichtig. Ich schwärme auch für Geschichte. Deshalb bin ich gerne in Thüringen, denn hier ist man umgeben von Geschichte. Ich habe in den letzten zwei Wochen so viel gelernt. Ich kannte natürlich schon die irischen und englischen Schriftsteller wie Shakespeare und Joyce, aber auf dieser Reise habe ich das Weimarer Viergestirn kennengelernt. Dadurch habe ich eine neue Wertschätzung für die deutsche Sprache und deutsche Literatur gewonnen!
    Ich finde die Museen, Gedenkstätten und Vereine Weimars unglaublich. Die Junge Europäische Sommerschule hat uns die ganze Schönheit und Bedeutung Weimars gezeigt. Ich habe so viel von den Dozierenden und von meinen neuen FreundInnen gelernt. Jeder hat seine eigenen Sichtweisen eingebracht. Ich war das erste Mal in Deutschland, daher hatte ich Angst, aber ich fühle mich nun sicherer in Deutsch. Ich diskutiere und spreche gerne, aber in Deutschland habe ich gelernt, mehr zuzuhören. Meine kurze Zeit in Deutschland hat mich dazu gebracht, meine eigene Auffassung zu reflektieren und teils zu ändern. Ich hatte die Möglichkeit, Deutschland und Irland aus deutscher Perspektive kennenzulernen, was unglaublich interessant und lehrreich war.
    In Weimar sind wir in der Mitte Deutschlands und im Zentrum von Kultur und Geschichte. Die irische Kultur ist auf der ganzen Welt verbreitet und selbst hier in Weimar haben wir den einen oder anderen Irish Pub gefunden. Ich liebe es, hier zu sein und ich werde definitiv wiederkommen!
    Viele Grüße, Peter

    Lesen ist doch kein Problem

    Ich heiße KAROL und komme aus Breslau in Polen. Ich habe mich entschieden, an der Sommerschule teilzunehmen, weil ich herausfinden wollte, wie stark meine Sprachkenntnisse in Deutsch wirklich sind. Außerdem wollte ich die Landschaft Thüringens sehen, die mir bereits empfohlen wurde. Bei der Entscheidung hatte ich nur einen Zweifel: Ich liebe Mathe, aber ich habe nie gerne Bücher gelesen. Mir war bewusst, dass ich es während der Sommerschule nicht vermeiden werden kann, Bücher zu lesen. Jetzt kann ich es ja ehrlich schreiben! Und jetzt bin ich hier! Mit den anderen Teilnehmern und Teilnehmerinnen habe ich Sehenswürdigkeiten in Weimar und Erfurt besucht und wir haben uns in Kleingruppen mit einem eigenen Projekt beschäftigt. Das finde ich besonders angenehm.
    Die Themen der Projekte sind ganz unterschiedlich. Jeder von uns konnte wählen, an welchem Thema er oder sie arbeiten wollte. Die Gruppe, zu der ich gehöre, bereitete das
    Thema »Originalität und Plagiat in der Wissenschaft und in der Politik« vor. Bei der Arbeit haben wir Bücher in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek zu unserer Verfügung. Man kann dort wirklich Antworten auf fast alle Fragen finden. So musste ich nun doch durch viele Bücher blättern und diese sogar lesen. Trotzdem war ich nie gelangweilt, weil das Thema so faszinierend und zeitgemäß ist. Vielleicht werde ich nach der Sommerschule mehr lesen!

    Ein Auf Wiedersehen

    Niemand von uns hätte gedacht, dass unsere Zeit in Weimar so schnell vorbei sein würde. Doch schon bald fanden wir uns im Festsaal des Goethe-Museums wieder und tauchten noch einmal in die Geschichte ein. Durch unsere Präsentation ließen wir Revue passieren, was wir in den vergangenen zwei Wochen gelernt hatten. Eine Gruppe hatte zum Thema »Goethe und die Kritik der Geschwindigkeit am Beispiel seines Werkes Faust« gearbeitet und dazu ein selbst gedrehtes tolles Video zum Thema Medienwandel allgemein gezeigt. Außerdem gab es zwei unterschiedliche Ansätze zum Thema Cancel Culture als international-historische Konstante und der Frage nach Originalität vs. Plagiat am Beispiel der Weimarer Museen. Ilinca, Peter, Sander und ich, Emily, durften begeistert berichten, was wir zum Thema »Zeitungen des 18. Jahrhunderts als Anfangspunkt der Globalisierung« recherchiert hatten und erfahren, was die anderen Teilnehmer interessierte. Nochmals lernten wir viel voneinander.
    Nach der Präsentation blieb uns noch ein letzter Nachmittag, um uns von Weimar und von einander zu verabschieden. Jedoch sind wir uns alle einig:
    Es wird wahrscheinlich eher ein Auf Wiedersehen als ein Lebewohl sein.

    Amalia Sielenkemper (17) aus Deutschland & Peter O'Neill (17) aus Irland & Karol aus Polen & Emily aus Deutschland

  • 25. Juli, 2022 — Abschlusspräsentation der Jungen Europäischen Sommerschule 2022

    Zwei Wochen Junge Europäische Sommerschule zum »Historischen Medienwandel« sind Geschichte. Bevor die 10 Schülerinnen und 8 Schüler aus Rumänien, Polen,
    Estland, Lettland, Italien, Frankreich, Irland und Deutschland wieder in alle Himmelsrichtungen abreisten, fand im Festsaal des Goethe-Nationalmuseums die große Abschlusspräsentation der in fünf Kleingruppen erarbeiteten Themen statt. Annette Seemann, Vorsitzende der Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek und Mitiniatiatorin der Jungen Europäischen Sommerschule, war dabei und schildert ihre Eindrücke:

    Ungewöhnlich ruhig und rhetorisch versiert präsentierten sich die jungen Leute, geduldig angesichts der Tücken der Technik und wertschätzend für die Leistungen der anderen.
    Das Reflexionsniveau der Gruppe ist ungewöhnlich hoch, das Problembewusstsein und die Fähigkeit, historische Fragestellungen mit Problemen der heutigen Zeit zu vergleichen, ohne alles in einen Topf zu werfen, ist ebenfalls erstaunlich. Unter den präsentierten Themen waren spannende Fragen wie »Zeitungen im 18. Jahrhundert und die Globalisierung«, »F = Fake oder: Sind Weimars Werke eine reine Fälschung?« Hier ging es um Plagiate und Originale, es wurden Beispiele aus der kurz vergangenen Politik zitiert wie auch der Demokratisierungsbeitrag von Massenmedien thematisiert. Und: Wer hätte es gedacht? Schon Luther erkannte die Gefahr des gefährlichen Plagiats, dem seine Bibelübersetzung ausgesetzt war.

    Andere Gruppen widmeten sich dem schwierigen Feld der »cancel culture« und stellten dabei nicht nur historische Beispiele aus Deutschland und Frankreich vor, sondern auch
    solche aus der heutigen Politik in den USA. Im Seminar der Jungen Europäischen Sommerschule zum Historischen Medienwandel, der bis in die Jetztzeit gezogen wird und den digitalen Wandel mit in den Blick nimmt, durfte Luther natürlich ebenso wenig fehlen wie Goethe, Wieland, und Schiller. Die Präsentation »Goethe und die Kritik der Geschwindigkeit« des deutsch-estnisch-rumänischen Quartetts setzte fulminant mit einem technisch erstaunlich perfekten und gleichzeitig humorvollen Video ein, das die Entwicklung der Medien seit dem Buchdruck und die sich steigernde Geschwindigkeit des technologischen Fortschritts thematisierte und mit zahlreichen Zitaten
    aus Goethes Werken seine Meinung zu den Medien und dem Medienwandel transportierte bis hin zum »Faust«, interpretiert im Sinne von Michael Jäger und Peter Matussek als eine »Bewegungsutopie«.

    All Euch inspirierten jungen Leute wünscht die GAAB eine gute Heimreise und viel Erfolg auf Eurem Weg durchs Leben, die Literatur und die Medienwelt! Es war schön, Euch
    kennenlernen zu dürfen! Bitte, erzählt zu Hause in Euren Schulen oder auch sonst von Weimar und unserem schönen Seminar-Format!!

    Dr. Annette Seemann | Vorsitzende der GAAB